Längenbestimmung. 273
und Deklination des Mondes (in der Zeiteinheit) auf das Azimuth ausübt, und
dazu hat man die Bd. I, pag. 667 gegebene Differentialformel
dA = cos à cos q sec h dt + sin q sec h dà
zu benutzen. In derselben ist g, der parallactische Winkel, zu berechnen nach
lang q — tang t sin 4 sec (à + v)
tang v = cost colang q.
Ist dann v und ze die Zunahme der Rectascension und Deklination des
Mondes in einer Sternzeitsecunde, AZ der Fehler der Länge, so wird der Aus-
druck für dA
dA = — cos à cos q sec hv À L + sin q sec hw À L,
woraus dann AZ sofort folgt.
Ueber die Genauigkeit der Methode kann man im Allgemeinen annehmen,
dass eine doppelte Beobachtung des Mondazimuths, symmetrisch zu beiden
Seiten des Meridians der einfachen Mondculmination gleich zu achten ist; man
könnte also durch Vermehrung der symmetrischen Mondazimuthe das End-
resultat eines Abends genauer machen als durch Beobachtung der Culmination.
Indessen wird die Einfachheit der Berechnung der Letzteren doch die Veran-
lassung sein, dass man, wo es sich nicht um besondere Fille, z. B. auf Reisen,
handelt, die Beobachtungen der Culmination vorzieht.
In ganz ähnlicher Weise kann man durch die Beobachtung von Mondhóhen
die Lánge bestimmen, und zwar durch Bestimmung der absoluten Hóhe des
Mondes, wobei aber mit den gewóhnlichen Instrumenten genaue Resultate nicht
zu erwarten sind, oder durch Anschluss an Mondsterne, indem man Mond und
Sterne zur Zeit der gleichen Hóhe beobachtet. Im Princip ist diese Methode
ganz ähnlich der vorher besprochenen, wo Azimuthe beobachtet werden, es
mag daher genügen, hier nur auf dieselbe hinzuweisen und einige Punkte hervor-
gehoben zu haben. Man berechnet für den Mond unter Annahme nur ge-
näherter Länge nach den in den astronomischen Jahrbüchern gegebenen Oertern,
sowie für den Mondstern (der dem Mond möglichst nahe ist) Zenithdistanz und
(zur Einstellung genähert) Azimuth, und vergleicht die Zeiten, zu denen diese
Zenithdistanz erreicht wurde, mit den berechneten. Nur wenn die Längen-
differenz richtig angenommen wurde, kann die berechnete Zenithdistanz der
beobachteten Zeit entsprechen. Im anderen Falle hat man die Beziehung
zwischen der Veränderung der Zenithdistanz und der Länge abzuleiten. Streng
genommen hingt auch hier die Aenderung der Zenithdistanz nicht allein von
der Linge, sondern auch von den Fehlern der Ephemeride und Beobachtung
selbst ab. Diese von Kaiser herrührende Methode wird mit Vortheil nur in
der Nihe des ersten Verticals und in niederen geographischen Breiten, also in
beschränkten Fällen anzuwenden sein; durch Beobachtung gleicher Höhen zu
beiden Seiten des Meridians werden dabei die Fehler der Ephemeride im
Ganzen eliminirt.
Es muss nun noch einer Methode gedacht werden, die freilich fast aus-
schliesslich auf Reisen und namentlich auf der See, hier aber besonders oft,
angewandt wird, die Methode der Monddistanzen. Das Princip ist, dass man
den Abstand der Sonne oder eines Sterns, Planeten oder Fixsterns vom Mond
misst und dass man aus den Jahrbüchern und Ephemeriden berechnet, für
welchen Zeitpunkt des Nullmeridians dieser Abstand statttand. Es sind zu
diesem Zweck die Monddistanzen von der Sonne, den Hauptplaneten und einer
Anzahl heller Fixsterne in engen Zeitintervallen in den Ephemeridensammlungen
angegeben. Die Methode ist darnach im Princip auch einfach, erfordert aber
VALENTINER, Astronomie, II, 18