Heliometer. 17
neuerer Einrichtung hergestellt, darunter zwei Heliometer auf Bestellung der
russischen Regierung, von denen jetzt eins in Dorpat und eins in Kasan auf-
gestellt ist, von deren Leistungen für die Expeditionen aber bis jetzt noch nichts
bekannt geworden ist, abgesehen davon, dass später BACKLUND und nach ihm
Hartwic das Heliometer in Dorpat fleissig benutzt haben.
Eih von OUDEMANS zur Beobachtung des Venusdurchganges 1874 benutztes
Instrument dieser Art befindet sich auf der Sternwarte in Leiden, und ein Helio-
meter von 107 mm Oeffaung und 163 m Focallänge ist im Jahre 1873 für Lord
Linpsay hergestellt worden, welches von GILL auf MAURITIUS zur Beobachtung des
Venusdurchganges, zur Bestimmung der Sonnenparallaxe aus Beobachtungen der
Juno und später zu demselben Zwecke zu Beobachtungen des Planeten Mars auf
der Insel Ascension benutzt worden ist, und schliesslich durch GiLL und ELKIN
in der Capstadt zur Bestimmung von Fixsternparallaxen Verwendung gefunden
hat. Eine Beschreibung dieses früher dem Lord Lixpsav gehórenden Heliometers
findet man in »Dun Echt Observations«, Vol. 2.
Der náchste Schritt war dann die Lieferung eines Heliometers neuester Con-
struction durch REPsoLps an die Sternwarte der Yale University in Newhaven in
Nordamerika, welches von ErkiN in den »Transactions« dieser Sternwarte Bd. 1
beschrieben und zunáchst auf eine Triangulation der Plejaden angewandt worden
ist. Das Objectiv bat 151 zzz Oeffnung und 2:5 m Brennweite. Noch etwas
grössere Instrumente dieser Art sind Ende der achtziger Jahre fiir die Sternwarten
in Leipzig, Capstadt, Göttingen, Bamberg und neuerdings für die von KurrNER'sche
Sternwarte in Wien von REPsoLps hergestellt worden. Da von dem Göttinger
Heliometer eine gróssere Untersuchung vorliegt (»Astronomische Mittheilungen
von der Kgl. Sternwarte zu Góttingen«, vierter Theil) so soll als Beispiel für die
Art und Weise, wie Instrumente dieser Art jetzt benutzt werden, und welche
Resultate sie liefern, eine nähere Beschreibung dieses Instrumentes im Vergleich
zu den älteren Einrichtungen hier gegeben werden.
Das neue RzPsoLp'sche Heliometer der Göttinger Sternwarte hat ein
Objectiv von 6 Pariser Zoll oder 162 zu Oeffnung und 2:6 s Brennweite von
REINFELDER & HERTEL in München. Eine Abbildung des ganzen Instrumentes und
einzelner Theile (S. die hier beigefügten Copien), sowie eine ausführliche Beschrei-
bung und Darstellung aller Untersuchungen findet sich an soeben genannter Stelle,
wo sich zugleich eine Abhandlung über die Oerter der Prásepesterne von SCHUR
befindet. Die Bewegung der Objectivschlitten geht wie bei allen neuen Heliometern
auf einer Cylinderfläche mit der Brennweite als Radius vor sich, und die auf der
Rückseite der Schieber befindlichen Scalen werden durch ein neben dem Ocular
endigendes Fernrohr abgelesen. Jede der beiden Objectivscalen ist in 200 Thle. ge-
theilt, und um Verwechselungen zu vermeiden, geht auf Scala I die Bezeichnung von
0 bis 200 und auf Scala II von 200 bis 400; die Ablesung der Stellung der Scalen
geschieht in Góttingen derart, dass zuerst durch Verschiebung des ganzen Ablese-
mikrometers mit Hilfe einer Schraube ohne Trommel ein Fadenpaar auf einen
Theilstrich der Scala I und darauf mit Hilfe einer mit Trommel versehenen
Mikrometerschraube ein anderes Fadenpaar auf einen benachbarten Strich der
Scala II gebracht wird. Die Stellung der Trommel kann wohl abgelesen werden,
aber dies geschieht nicht, sondern es sind die Unterabtheilungen und die Be-
zifferung der einzelnen Hundertel erhaben aufgetragen, und daneben befindet
sich eine bewegliche Bezifferung der ganzen Umdrehungen, und mit Hilfe einer
Druckvorrichtung werden die ganzen und die hundertel Umdrehungen in einen
vorüber gezogenen Papierstreifen abgedrückt, und nachtráglich, z. B. am folgen-
VALENTINER, Astronomie. II. 2