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verschieden sein können, so wird man bei der Berechnung der Störungen mit
verschiedenen Elementensystemen Fehler begehen, die von der zweiten Ordnung
der störenden Massen sind, welche sich aber bei genügend weit getriebener
Annäherung ausgleichen müssen, da ja die Störungen, welche Elemente immer
für die Bewegung derselben zu Grunde gelegt werden, durch die gegenseitige
Lage der Himmelskórper eindeutig bestimmt sind. Ein Unterschied kann nur
in den Werthen der Integrationsconstanten liegen.
Diese sind stets sechs an Zahl. Sie sind entweder selbst Incremente (Ver-
besserungen) der zu Grunde gelegten Elemente, oder sie sind Functionen dieser
Incremente. Bestimmt man die Integrationsconstanten so, dass die Stórungen
für eine gewisse Epoche verschwinden, so werden die aus denselben sich er-
gebenden Elemente fiir diese Epoche osculiren. Natürlich werden die osculiren-
den Elemente successiv erhalten, denn jede weitere Náherung bringt Correctionen is
der Elemente, welche bezw. von der ersten, zweiten, dritten . . . Potenz der welche
störenden Massen sind.
An Stelle der osculirenden Elemente, welche sich der Definition nach nur
für eine gewisse Epoche der Bewegung möglichst nahe anschliessen, wird es
besser mittlere Elemente einzuführen, welche dahin definirt werden,
dass sie zwischen den überhaupt möglichen Grenzen der osculiren-
den Elemente in der Mitte liegen. Für diese werden daher die Störungen
zu beiden Seiten gleichmässig, daher, absolut genommen, kleiner, als unter
Zugrundelegung irgend welcher osculirender Elemente: Daraus folgt, dass in
den Ausdrücken für die Störungen jene Glieder, welche die grössten periodischen
Störungen erzeugen, für mittlere Elemente verschwinden müssen. Nun bilden
die Störungen Reihen, in denen die von cos E, sin E, cos 9.E, sin2FE . . . ab-
hàángigen Glieder immer kleinere Coéfficienten erhalten; die gróssten Coëfficienten F mig
erhalten in den Ausdrücken für v und x diejenigen Glieder, die von sin Æ und cos Æ |
abhängen; setzt man deren Coéfficienten gleich Null, so werden die absoluten
Beträge der Stôrungen nunmehr den Maximalwerth der Coéfficienten der náchsten
Glieder erreichen, daher die gestellte Bedingung für die mittleren Elemente er-
füllt). Damit sind dann die mittleren Werthe für §, Z, e, «, festgelegt, wobei
aber noch zu erwähnen ist, dass der analytische Ausdruck dieser mittleren
Elemente noch seculare Glieder enthilt, also & = §, + X u. s. w. und daher
irgend ein System numerischer Werthe derselben sich auf eine gewisse Epoche bezieht. -
Der mittlere Werth der mittleren Bewegung wg ist selbstverstándlich derjenige, i
bei welchem in den Störungen der Länge keine von der Zeit abhängigen Glieder dé
auftreten. Er ist also p + À = (p.) (Vergl. No. 43) und stimmt mit dem aus den zn
Beobachtungen sehr langer Zeitráume erhaltenen wahren Werthe der mittleren dy
Bewegung (überein. Hierzu tritt dann noch in der mittleren Länge ein dem
Quadrate der Zeit proportionales Glied, die Secularänderung der mittleren Länge ?).
!) Bd. 6, pag. 9o. Eigentlich ist die Aufgabe ein Problem des Maximums und Minimums;
denn es kann ganz wohl vorkommen, dass die Störungen noch geringer werden, wenn die en
Coéfficienten von sin E, cos E in den beiden Ausdrücken für v und z sehr kleine, aber endliche,
nicht verschwindende Werthe erreichen. Die Bestimmung dieses Minimums wäre eine etwas
complicirtere, dabei aber im Grunde unnöthige Aufgabe; die HANSEN’sche Methode läuft auf die
Definition hinaus: Mittlere Elemente sind jene, in welchen die auftretenden Störungen von der
zweiten Ordnung der kleinen Parameter werden.
?) Hansen, Bd. 6, pag. 122: Ueber die Verwandlung der von osculirenden Elementen ab-
hängigen Störungen in solche, die von mittleren Elementen abhàüngen, vergl HANSEN, Bd. 7,
pag. 308. gest