Heliometer.
der Durchmesser der Venus zum Durchmesser der Sonne, so dass, wenn man
die Sonne durch das kleine und die Venus durch das grosse Objectiv durch ein
gemeinschaftliches Ocular beobachtete, bei geeigneter Einstellung des Abstandes
der beiden optischen Axen in Positionswinkel und Distanz das Bild der Sonne
dasjenige der Venus mit einem schmalen Ringe umgab. Auf die allmähliche
Veründerung der Lage der Mittelpunkte der beiden Himmelskórper wurde da-
durch Rücksicht genommen, dass das kleine Objectiv mit Hilfe einer Mikrometer-
schraube verschoben und das ganze Fernrohr im Positionswinkel gedreht werden
Die centrische Einstellung des Venusbildes auf das wie bemerkt etwas
gróssere Sonnenbild wurde nicht direkt durch das Ocular, sondern durch Pro-
jection auf einen davor angebrachten Schirm beobachtet und da bei einem
solchen Instrument die Objective natürlich nicht durchgeschraubt werden, so
waren noch besondere, hier nicht näher zu erörternde Untersuchungen nothwendig,
um aus den jedesmaligen Ablesungen der Mikrometerschraube den Abstand der
Mittelpunkte von Sonne und Venus zu bestimmen. Diese beiden gleichgestalteten
Heliometer wurden bei dem Venusdurchgang 1882 in Amerika unter — 334 und
+ 9294 Grad Breite benutzt.
Zum Schluss dürften wohl noch einige Betrachtungen darüber anzustellen
sein, welche Stellung das Heliometer in Zukunft gegenüber der sich immer
weiter ausbildenden Anwendung der Photographie auf die Astronomie ein-
konnte.
nehmen wird.
Unter den astronomischen Instrumenten nimmt in Bezug auf die Genauig-
keit das Heliometer entschieden die erste Stelle ein; während man aber den
gewöhnlichen Refractoren, wie der Erfolg lehrt, immer grössere Dimensionen
geben und dadurch immer schwächere Sterne beobachten und auch photo-
graphiren kann, sofern bei genügend langer Exposition die an sich schwache
Lichtwirkung sich immer mehr steigert, was bei Beobachtungen mit dem Auge
natürlich nicht stattfindet, SO ist diese Aussicht dem Heliometer mit seiner
complicirten mechanischen Construction wohl nicht beschieden und selbst bei
den grössten erreichbaren Dimensionen fällt immer der Nachtheil ins Gewicht,
dass man bei dem Gebrauche des Heliometers zuerst damit beginnt, die beiden
Hälften auseinander zu schrauben und dadurch die Lichtstärke des Apparates
sofort auf die Hälfte zu reduciren.
Nachdem man bei den Venusdurchgängen in diesem Jahrhundert neben den
Heliometern auch photographische Apparate angewandt hatte, zeigte es sich bei
der Bearbeitung, dass die aus den Heliometerbeobachtungen der deutschen Ex-
peditionen erhaltenen Resultate, wenn auch die Erwartungen wohl etwas weiter
gegangen waren, doch vollkommen auf der Höhe der Zeit standen und dass die
photographischen Aufnahmen der Nordamerikaner Dank der ausserordentlichen
sorgsamen Vorkehrungen damit nahezu gleichwerthig waren, dass dagegen die
photographischen Aufnahmen auf den deutschen Expeditionen schon’ viel zu
wünschen übrig liessen, weshalb sie bei dem zweiten Venusdurchgang im
Jahre 1882 nicht wiederholt wurden, während anderweitige Versuche, soweit
darüber etwas in die Oeffentlichkeit gedrungen ist, als vollständig verunglückt
anzusehen sind.
Im folgenden Jahrzehnt hat die Anwendung der Photograpbie auf die
Astronomie freilich. sehr bedeutende Fortschritte gemacht und bei der Schnellig-
keit, mit der man heutigen Tages einen Sternhaufen photographisch auf-
nehmen kann, dessen Bestandtheile an Helligkeit weit jenseits der mit dem
Heliometer zu erreichenden Grenzen liegen, hat die photographische Methode