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458 Mechanik des Himmels. 62. 63.
Auch bei der Bestimmung der numerischen Werthe der von DELAUNAY an-
gegebenen Wirkung muss man gewisse Voraussetzungen über das Gesetz der
Dichte in der Erde machen; überdies ist hier nicht zu übersehen, dass durch
die Querlagerung der Continente die Wirkung der Anschwellung wesentlich ge-
ändert wird, und sich der strengen Rechnung beinahe ganz entzieht. Ueber-
haupt ist man bei derartigen numerischen Rechnungen immer auf gewisse
Hypothesen oder vereinfachende Suppositionen, welche an Stelle der strengen
Gesetze treten, angewiesen, und es ist ganz wohl denkbar, dass nicht eine dieser
Ursachen allein, sondern mehrere zusammengenommen Wirken, um einen gewissen
Effekt zu erzielen.
Secularänderungen in den Elementen müssen auch entstehen, wenn die
Schwerkraft sich nicht momentan fortpflanzt. Diesen Umstand hat schon LAPLACE
in Rechnung gezogen unter der Voraussetzung, dass die Schwerkraft sich durch
ein Fluidum (Fluide gravifigue) fortpflanzt; neuerlich wurde diese Frage von
einem anderen Standpunkte aus von LEHMANN-FILHES*!) erörtert. LEHMANN-FILHES
kommt zum Resultate, dass die Störungen um so bedeutender sind, je grösser
die mittlere tägliche Bewegung und die Excentricität sind; unter den Planeten
wird daher die Wirkung am bedeutendsten beim Mercur hervortreten; allein die
bei diesem beobachtete anomale Bewegung des Perihels lässt sich nach LEHMANN-
FiLHÉs nicht durch diese Ursache erklären.
63. Bestimmung der Ungleichheiten aus Beobachtungen;
parallactische Ungleichheit; die Wirkung der Abplattung des
Centralkórpers. Von den periodischen Gliedern hat, wie bereits erwáhnt, das
Hauptglied der mit dem Coéfficienten = behafteten Reihe eine wichtige theoretische
1
Bedeutung. Dieselbe ist [vergl. 57 (12)];
A phmU =4,)
2;
Aus einer grossen Reihe von Beobachtungen lässt sich aber der Coëfficient V
der Iängenstôrung NV sin (L — L,) ermitteln. Es wird hier nicht unnôthig über
die Bestimmung der Coéfficienten aus den Beobachtungen einiges zu erwähnen.
Angenommen, man habe auf irgend eine Weise gefunden, dass sich eine zu
beobachtende Grosse in der Form
X za sin (0 # + 4") + a"! sin (a" ++ AN + à" sin (a'" ++ A+ LL mm
= Xb Xo Xl,
darstellen lasse. Inductiv gelangt man zu dieser Erkenntniss dadurch, dass man
zunächst die Periodicität der Erscheinung X erkennt, damit die Dauer ihrer
Periode und die Bewegung «' des Argumentes in der Zeiteinheit, aus der
Amplitude derselben den Coéfficienten ¢' und aus dem Werthe zu einer gewissen
Epoche den Werth von 4' ermittelt. Ueberwiegt das eine Glied, so wird man
unschwer den analytischen Ausdruck X' oder eine dasselbe reprásentirende Formel
(Epicykel) finden. Bildet man X — X', so ergiebt sich ein regelmässiger Verlauf
des Restes, aus dem man neuerlich einen periodischen Theil X'' ausscheiden kann
u. s. Ww. Dieser Weg bei der empirischen Bestimmung der Ungleichheiten wurde
ursprünglich verfolgt (vergl hierüber die »allgemeine Einleitung in die Astro-
nomie«, pag. 10, 26, 36, 59, 68, 8o, 119). Ist jedoch die Form der Entwickelung
(die Argumente) durch theoretische Untersuchungen bekannt, und es handelt
T) Astron. Nachr. Bd. 110, No. 2630.