Horizontalpendel.
davon entfernten Róhre mit einem Fadenkreuz. Spiegel und Róhre sind auf einem
Brett befestigt, welches auf einem Pfeiler genau über dem anvisirten Fixpunkt
aufgestellt wird. Durch die Oeffnung des Spiegels und das Fadenkreuz visirt
man nach der Beobachtungsstation, dreht hierauf am Spiegel so lange, bis das
Sonnenlicht das Fadenkreuz erhellt. Dann geht das Sonnenlicht nach dem
Stationspunkt hin und erscheint dort als sternartiger Punkt je nach der Entfernung
von grösserer oder geringerer Helligkeit. Um die Einstellung des Spiegels gut
kenntlich zu machen, ist die Röhre am vorderen Ende durch einen Deckel ver-
schliessbar, es erscheint dann bei richtiger Einstellung ein kreisrunder, von der
Oeffnung im Spiegel herrührender dunkler Fleck in der Mitte des Fadenkreuzes.
Man hat natürlich den Spiegel dem Lauf der Sonne entsprechend nachzudrehen
um das Centrum des dunklen Flecks stets in Coincidenz mit der Mitte des
Fadenkreuzes zu erhalten. Mit einem kleinen Spiegel kann man in dieser Weise
sehr entfernte, sonst nicht mehr mit einem Theodolitfernrohre erkennbare Punkte
zur scharfen Einstellung sichtbar machen. VALENTINER.
Horizontalpendel, ein Instrument von áusserster Empfindlichkeit, welches
ursprünglich bestimmt war, die Massen und Entfernungen von Sonne und Mond
durch die von letzteren geüibten anziehenden Wirkungen zu ermitteln. Es beruht
auf der Idee, ein Pendel um eine nahezu verticale Axe schwingen zu lassen.
Schon GRUITHUISEN sprach in seinen »Analecten für Erd- und Himmelskunde,
München 1i828« den Gedanken aus, dass es móglich sein müsse, die anziehenden
Wirkungen der genannten Kórper direkt zu bestimmen. Er wollte dazu lange
und feine Bleilothe verwenden, die er tief im Erdinnern aufzustellen vorschlug.
Bei Vorversuchen, die er mit einem solchen Instrument machte, das er Elkysmo-
meter nannte, glaubte er deutlich die »Wirkungen der Schwere und Bewegung
der Erde und die der zunehmenden Nähe anderer grosser Weltkörper« zu er-
kennen. Wenngleich es keinem Zweifel unterliegt, dass GRUITHUISEN in seinen
Resultaten irregeleitet wurde und diese nur durch äussere zufällige Störungen
veranlasst sind, da die kleinen Grössen, um die es sich hier handelt, durch so
rohe Hilfsmittel, wie er sie beschreibt, nicht zu erkennen sind, so verdient sein
Name hier doch Erwähnung, weil ein Schüler von ihm, L. HENGLER, in der
That bald nachher das später von Fr. ZÖLLNER und E. v. REBEUR-PASCHWITZ
construirte Horizontalpendel im Princip angegeben hat.
L. HENGLER, damals Student der Astronomie in München, spáter katholischer
Geistlicher in Württemberg und astronomisch nicht mehr thátig, schreibt in
DixGLER's Polytechn.-Journal 1832, Bd. 32 folgendes:
(Da in seiner Abhandlung, die lange in Vergessenheit gekommen war,
und erst viele Jahre nachher, als ZÖLLNER ganz unabhängig die Idee des
Horizontalpendels erfasst und das Instrument zur Ausführung gebracht hatte,
wieder bekannt wurde, das Princip deutlich ausgesprochen ist, mógen hier die
betrefrtenden Stellen wiedergegeben werden.)
»Das so verschiedentlich angewandte und für so viele Zwecke wichtige
Pendel ist nach einer Richtung hin noch nicht gehörig benutzt, nämlich als In-
strument, diejenigen bewegenden Kräfte zu messen, welche nicht in paralleler
Richtung mit der Schwere wirken. Es ist nämlich bekannt, dass das Pendel,
wenn es von der Schwere allein afficirt wird, nur in verticaler Lage ruht, und
dass eine gewisse Kraft, die aber nicht parallel mit der Schwere wirken darf,
erfordert wird, dasselbe aus der senkrechten Lage zu bringen, welche Kraft dem
Sinus des Elevationswinkels proportional ist; daher liesse sich durch das Pendel