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Horizontalpendel. 31
führen sollte, es jedenfalls ein sehr empfindliches Seismometer abgeben misse.
Und nach dieser Richtung hin fand es zahlreiche Anwendungen, die zu all-
máhlichen Verbesserungen in der Construction des Horizontalpendels und zu seiner
letzten Vollkommenheit geführt haben. ZóLLNER beschreibt seinen ursprünglichen
Apparat in folgender Weise:
An einer eisernen Sáule mit Dreifuss, dessen Füsse móglichst lang sind, um
durch feine Bewegungen der Fussschrauben móglichst kleine Aenderungen in der
Lage der Aufhüngepunkte zur Richtung der Schwerkraft nach Belieben her-
stellen zu kónnen, befinden sich oben und unten Klemmringe mit Ansatzstücken
zur Befestigung zweier Uhrfedern (an Stelle derselben hatte ZÖLLNER ursprünglich
feine Drähte genommen, die sich aber bald als unbrauchbar erwiesen) die mittelst
eines 3 £g schweren Bleigewichtes mit einem vorn befindlichen Spiegel in
Spannung gehalten wurden. Das Gewicht stellte mit einer Glasstange, die durch
Ringe gelegt wurde, welche ihrerseits mit dem einen Ende der Uhrfedern ver-
bunden waren, das eigentliche Pendel dar. Auf der gegenüberliegenden Seite
der Säule war ein Gegengewicht angebracht. Eine Fussschraube, welche móg.
lichst in der durch die beiden Aufhingepunkte gelegten Verticalebene stehen
muss, gestattet. ganz nach Bedürfniss die Empfindlichkeit des Instrumentes zu
verändern, indem durch die relative Lage der Aufhüngepunkte die Schwingungs-
dauer des Horizontalpendels bedingt ist. Eine Schwingungsdauer von 30 Se-
cunden (halbe Periode) war leicht zu erreichen. Bevor das Pendel in die Ringe
gelegt wurde, welche in kleine, auf der Axe angebrachte Einschnitte eingreifen,
wurde es unter dem direkten Einfluss der Schwere vermittelst einer im Dreh-
punkt provisorisch angebrachten Schneide in Schwingungen versetzt und ergab
als Schwingungsdauer sehr nahe 0'^250. Der Spiegel am Pendelgewicht diente
zur Ablesung der Ablenkung an einer Scala. Die Beobachtungen, welche
ZÖLLNER mit diesem Instrument im Jahre 1870, anfangs in einem Kellerraume
der Leipziger Universitát, dann im Garten der Leipziger Sternwarte unter Berück-
sichtigung aller denkbaren Einflüsse anstellte, führten beiläufig zu folgenden Re-
sultaten und Ergebnissen. Da der Abstand der Scala vom Spiegel 3186 wm
betrug, die Dauer einer Schwingung 14'-444, ergab sich unter Berücksichtigung
der Schwingungsdauer bei verticaler Aufhángung von 0'95, dass 1 mm Scalentheil
am Horizontalpendel einer Ablenkung von 0:0097063 Bogensecunde eines ge-
wóhnlichen Pendels entsprach. Da der 10. Theil eines Scalentheils leicht zu
schützen war, so war eine Ablenkung von der Lothlinie von nur 0:001 Bogen-
secunde auch leicht zu constatiren.
Nun hat C. A. F. PETERS in seiner Schrift »Von deu kleinen Ablenkungen
der Lothlinie und des Niveaus, welche durch die Anziehungen der Sonne, des
Mondes und einiger terrestrischer Gegenstände hervorgebracht werden« (Bull. de
la classe physico-math. de l'Acad. Imp. d. sc. de St. Pétersbourg, t. III, 14, 1844)
nacbgewiesen, dass die mittlere Ablenkung, welche der Mond in günstiger Lage
hervorbringen kann, 0'^0174 betrügt, diejenige, welche unter gleichen Verhält-
nissen durch die Sonne hervorgerufen wird 0'-0080. Wird nua das Horizontal-
pendel so aufgestellt, dass die Gleichgewichtslage mit der Ebene des Meridians
zusammenfállt, so werden jene Maximalablenkuugen entgegengesetzte Zeichen
annehmen, je nachdem das Gestirn sich im Osten oder Westen befindet, man
würde darnach also die doppelten Wirkungen, námlich 0'-0348 bezw. 0'-0160
erhalten. Es müssten sich also in der That nach jenen Vorversuchen diese
Gróssen erkennen lassen.
ZÖLLNER selbst gelang dieser Nachweis nicht, er hat einestheils keine