36 Horizontalpendel.
Die Arretirung des Pendels geschieht mittels Schlüssel, die nach aussen
laufen und durch welche Stahlhülsen auf den cylindrisch gedrehten Theilen der
Spitzen S und ,S' verschoben werden. Zur Bestimmung der Schwingungsdauer
der Pendel in verticaler Lage dienen noch die kleinen Stahlspitzen 44. Es ist
nun nicht schwer, den Apparat zum Gebrauch fertig zu machen. Mit dem beweg-
lichen Schlitten @ wird die obere Spitze S möglichst genau senkrecht über die
untere ,S' gebracht; die Arretirungshülsen werden soweit vorgeschraubt, dass die
Spitzen in ihnen verschwinden, das Pendel auf erstere aufgesetzt, diese dann
zurückgeschraubt, womit das Pendel frei ist. Der Schlitten @ wird dann soweit
verstellt, dass das Pendel schwingt, und die einer Schwingungsdauer von
25—30 Secunden entsprechende Empfindlichkeit erreicht ist. Die Feinstellung
geschieht dabei an der unteren Spitze S'. Um die Pendel ohne Berührung des
Instrumentes in kleine Schwingungen versetzen zu kónnen, sind noch im Innern
2 kleine Luftkammern / angebracht, und kann man durch Gummischlauch und
Ball Luft gegen die Pendel blasen, welche die Pendel in Bewegung setzt.
Was nun noch von wesentlicher Bedeutung bei den REBEUR'schen Apparaten
ist, ist die Einführung der photographischen Registrirung der Beobachtung, sodass
der Apparat sich selbst überlassen ohne Unterbrechung (abgesehen von der Er-
neuerung des photographischen Papiers u. dergl) alle in Betracht kommenden
Erscheinungen aufzeichnet. Diese Registrirung wird durch ein etwa 3 z; vor dem
Apparat aufgestelltes Benzinlámpchen, dessen Licht durch einen feinen Spalt auf
den Pendelapparat füllt, und geeignete Spiegelvorkehrungen bewirkt. Auf einer
durch ein Uhrwerk gleichmässig fortbewegten Trommel befindet sich das photo-
graphische Papier und auf diesem zeichnen sich dann die Pendelschwankungen
mit genügender Deutlichkeit auf.
Was nun die Anstellung der Beobachtungen anbetrifft, so handelt es sich
darum, die Schwingungsdauer des Pendels zu ermitteln, denn wenn man den
Neigungswinkel der Drehungsaxe des Pendels gegen die Lothlinie mit 7 be-
zeichnet, 7’, die Schwingungsdauer bei horizontaler Lage der Axe, so hat man
fiir die Schwingungsdauer 7’ bei sehr kleinen Schwingungen
= AL oder simi = T
y sin à 22
Man kann also durch Beobachtung der Schwingungsdauer in gewôhnlicher
und beliebiger Lage der Drehungsaxe die Neigung der letzteren leicht ermitteln.
Bei einer Veränderung der Lage der Drehungsaxe gegen die Lothlinie wird sich
das Azimuth @ der ersteren verändern und die Art dieser Veränderung ist zu
ermitteln. Solche Veränderungen können in sehr verschiedener Weise verursacht
werden, es können lokale Ursachen auftreten, Temperaturschwankungen, Ver-
änderungen ds Instrumentpfeilers u. dergl., sie können durch Anziehung von
Sonne und Mond bewirkt werden, durch irgend welche Vorgänge im Erdinnern,
Schwankungen in der Richtung der Lothlinie oder durch Aenderungen des
Horizonts in Folge von Schiebungen in der Erdkruste. Man kann in jedem
Fall die Azimuthveränderung sowie die Aenderung in der Neigung der Drehungs-
axe gegen die Löthlinie in folgender Weise erhalten. Es treffe eine mit dem
Pfeiler fest verbundene nahe verticale Gerade die Himmelskugel in einem Punkte
S, die ebenfalls mit dem Pfeiler fest verbundene Drehungsaxe des Pendels treffe
in ihrer Verlängerung die Sphäre in einem Punkte JD, es sei Z das Zenith, und
nennen wir nun ferner in dem so gebildeten sphärischen Dreieck S DZ die