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Mechanik des Himmels. 89. 90. 563
der Himmelskörper thatsächlich vorhanden, müsste bewirken, dass der Ringmittel-
punkt sich von dem Saturnsmittelpunkt entfernt, so dass der Ring sich schliess-
lich mit dem Saturn vereinigen müsste. Dieses gilt sowohl, wenn der Ring
einfach, als auch, wenn er aus zwei oder mehreren derartigen stark ab-
geplatteten ringfôrmigen Körpern besteht. 5. v. KOWALEWSKY nahm die Frage
so auf, dass sie den Querschnitt des Ringes in einer durch den Saturnsmittel-
punkt gehenden Ebene so zu bestimmen suchte, dass stabiles Gleichgewicht
bestehe. Diese, sowie die Untersuchungen MaxwzLL's über einen continuirlich
mit Masse belegten Ring führten jedoch zu keinem befriedigenden Resultate,
weshalb sich MaxwELL zu der Annahme veranlasst fand, dass der Ring aus
discreten Massentheilchen bestehe, die sich wie eine grosse Reihe von Satelliten
um den Saturn bewegen, eine Annahme, die u. a. auch darin eine Stütze
findet, dass in ähnlicher Weise die kleinen Planeten einen ringfórmigen
Gürtel dieser Constitution um die Sonne zu bilden scheinen. Die Untersuchung
der Bewegung discreter Massen bietet aber selbstverstándlich besondere
Schwierigkeiten durch den Umstand dar, dass man über die Anordnung
der Massen keine auch nur durch die geringste Erfahrungsthatsache gestützte
Hypothese machen kann. Erleichtert werden allerdings die analytischen Ope-
rationen durch den Umstand, dass es sich nicht um die Bewegung der einzelnen
Satelliten handelt, sondern um den Gesammteffekt, den die jeweilige Anordnung
der Massen in ihren Bahnen als Ring übt. Insofern ist es móglich, aber durch-
aus nicht erwiesen, dass vereinfachende Annahmen, welche die Behandlung
wesentlich erleichtern, zu richtigen Resultaten führen?) Annahmen dieser Art,
zu denen MaxwELL seine Zuflucht nimmt, sind: Gleichheit der Massen der
einzelnen Partikelchen, specielle, regelmässige Anordnung derselben tür den
Anfangszustand u. s. w. Aber selbst unter diesen Voraussetzungen unterliegt
die Untersuchung noch bedeutenden Schwierigkeiten.
Dass der Ring nicht aus einer zusammenhángenden, mit durchaus derselben
Geschwindigkeit rotirenden Masse besteht, wurde erst neuerdings von KEELER
auf spectroskopischem Wege nacbgewiesen?), indem es ihm gelang, bei den ver-
schiedenen Punkten des Ringes verschiedene Rotationsgeschwindigkeiten nach-
zuweisen, woraus allerdings noch nicht gefolgert werden darf, dass der Ring aus
getrennten Kórpern besteht, wohl aber, dass er mindestens aus mehreren in-
einander liegenden, selbststándig von einander rotirenden Ringen besteht?).
90. Die Differentialgleichungen der Rotationsbewegung. Handelt
es sich um die Bewegung eines Massencomplexes, so wird nebst der Translations-
bewegung seines Schwerpunktes auch noch seine Rotationsbewegung zu unter-
suchen sein. Die hierfür geltenden Differentialgleichungen sind in rechtwinkeligen
Coordinaten: diy f.
iA — y 57) — X(xY-—yX)
b^ vg zx) ep Z-2) (1)
i»: = — X 57) = E(aX —xZ).
Die Anzahl der veränderlichen Coordinaten x, y, z ist hier gleich dreimal
der Anzahl der beweglichen Punkte, also für eine continuirliche Masse unendlich
1) Vergl. auch den Artikel »Planetenc.
2) Astrophys. Journal, I. Bd, pag. 416.
3) Vergl SEELIGER, »Astron. Nachrichten«, Bd. 138, pag. 99.