Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

     
   
    
   
  
  
   
   
   
    
  
  
  
  
    
    
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
   
  
  
  
    
  
   
48 Jacobsstab. 
Jacobsstab ist ein früher gebrauchtes Instrument zur Bestimmung der 
Winkeldistanz zweier Objecte. Die Oerter der Planeten wurden in den ältesten 
Zeiten meist nicht durch direkte Bestimmung der sphärischen Coordinaten er- 
mittelt, sondern durch sogen. Alignements mit anderen, bereits bekannten Sternen 
verbunden. Man suchte zwei Sterne, mit welchen das zu bestimmende Object 
in derselben geraden Linie (in einem grössten Kreise) stand und schätzte die 
Entfernung derselben von dem einen der beiden Sterne im Verhältniss zur Ent- 
fernung der beiden bekannten Sterne; oder aber man bestimmte den Ort des 
zu bestimmenden Gestirns als den Durchschnittspunkt der beiden Verbindungs- 
linien je zweier bekannter Sternpaare u. s. w. Diese Schätzungen waren nur 
sehr roh, und REGIOMONTAN führte statt derselben die direkte Messung der Ent- 
fernung des zu bestimmenden Objectes von zwei oder mehreren bekannten Sternen 
(A. 252.) 
ein. Zu diesem Zwecke bediente er sich des schon früher bei den Feldmessern 
verwendeten Jacobsstabes, den er Radius astronomicus nannte. Derselbe be- 
stand aus einem ziemlich langen Stabe 4 (Fig. 252), welcher in gleichen Ent- 
fernungen mit Lóchern versehen war, in welche ein kurzer Querstab CD ein- 
gesteckt wurde. Man legte das Auge in 4 an, und visirte über C und D nach 
den beiden Objecten, deren Distanz zu bestimmen war. Für kleine Winkel ist 
CD 
AZ , 
daher der Winkel &mgekehrt proportional der Entfernung AZ, in welcher der 
Stab CD von unveründerlicher Lánge eingestellt wurde. Für grössere Winkel 
(kleinere Entfernungen AZ) konnte 
tangs CAD = LCD 
genommen werden, wenn der Stab CD stets bis zu seiner Mitte eingesteckt wurde. 
Wurde diese Vorsicht nicht gebraucht, so konnte daraus ein kleiner Fehler der 
Winkelmessung entstehen, der aber damals keinesfalls in Betracht zu ziehen war, 
und jedesfalls z. B. von dem Fehler übertroffen wurde, der in der nicht ganz 
sicheren Stellung des Auges in 4 begangen wurde. Statt der Rechnung nach 
der Tangentenformel bediente sich dann REGrowoNTAN einer Tafel, die mit dem 
Argumente AE direkt den Winkel CAD gab. 
Das Princip, durch einmaliges gleichzeitiges Visiren nach zwei Objecten den 
Winkel zweier Objecte zu bestimmen, wurde seither auch beibehalten; eine Ver- 
vollkommnung der Idee findet sich in dem spáter zur Bestimmung von Sonnen- 
hóhen auf dem Meere verwendeten Davisquadranten. Zwei Bogen AB und 
ab (Fig. 253), welche sich zu 90° ergänzen, sind von A, bezw. a aus getheilt. 
Die Diopter D und d können längs der beiden Bögen verschoben werden, 
wührend in dem Mittelpunkte C sich ein drittes Diopter befindet. Zur Beob- 
achtung wurde 4 auf einen gewissen Theilstrich gestellt, so dass der Winkel 
d Ca = m bekannt war. Sollte dann z. B. die Sonne beobachtet werden, so 
stellle man sich so, dass man die Sonne im Rücken hatte, und drehte das 
Instrument so lange, bis die Sonnenstrahlen durch das Diopter d auf die Oeffnung 
von C fielen, was an dem entstehenden Sonnenbildchen leicht zu erkennen war. 
+ CAD = 
  
    
  
	        
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