Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 2. Band)

  
  
  
  
  
    
  
   
    
   
   
   
  
   
   
   
   
  
  
   
  
   
   
   
   
  
   
   
  
  
    
   
  
   
    
  
  
   
   
  
   
   
  
   
  
   
   
   
   
      
Kometen und Meteore. 51 
zeichen zur Verkündigung von Strafen u. s. W., erhalten hätte. Ja selbst im 
18. Jahrhundert war die Kometenfurcht nicht vóllig geschwunden, und selbst noch 
im Anfang unseres Jahrhunderts fanden die Untersuchungen der Astronomen über 
mógliche Zusammenstósse eines Kometen mit der Erde ein verzerrtes Echo bei 
der grossen Menge, welche in diesen Untersuchungen nichts weiter zu finden 
glaubte, als die genaue astronomische Festsetzung der Zeit des bevorstehenden 
Weltunterganges. 
Anders verhielt es sich mit den Meteoren. Der Volksglaube mass den Feuer- 
erscheinungen in der Luft, wenn sie nicht massenhaft auftraten, keine besondere 
Bedeutung bei, was wohl seine Ursache darin haben konnte, dass sie allzu ver- 
ginglich sind; wenn auch jemand ein bedeutenderes Meteor sah, so war dasselbe 
eben nur fiir ihn vorhanden, nicht aber fiir andere, die sich von der Erscheinung 
desselben nicht wie bei den Kometen überzeugen konnten. Der astronomischen 
Untersuchung der Sternschnuppenfälle hingegen stellte sich als Haupthinderniss 
die scheinbare Unregelmässigkeit im Auftreten derselben und in deren Bewegung 
entgegen. 
Auffällig waren nur die Meteorsteinfälle; allein diese wurden angestaunt, 
wohl auch als vom Himmel gefallene Steine verehrt; aber die Bedeutung der 
Kometen legte man ihnen nicht bei. Man dürfte wohl nicht fehl gehen, wenn 
man den Grund dafür darin sucht, dass diese zur Erde gefallenen Steine sich 
von den Kometen wesentlich dadurch unterschieden, dass man ihre Natur kannte, 
während man von der Beschaffenheit der Kometen so gar nichts wusste. 
Seit REGIOMONTAN hatte man nun aber die Erscheinungen der Kometen 
und der Meteore wenigstens von wissenschaftlicher Seite vollstándig getrennt. 
Die Kometen waren Objecte der Astronomie geworden; Meteore irgend welcher 
Art mussten aus dem Bereiche derselben gewiesen werden. Dieses blieb so bis 
zum Ende des vorigen Jahrhunderts. 1794 erschien die für die Meteorastronomie 
epochemachende Schrift CuLADNIs: »Ueber den Ursprung der von ParLas ge- 
fundenen und anderer, ihr áhnlicher Eisenmassen und über einige, damit in Ver- 
bindung stehende Naturerscheinungen«; 1799 fand der grosse, von ALEX. v. Huw- 
BOLDT in Cumana beobachtete Sternscbnuppenfall statt, und 1803 wurde durch 
die im Auftrage der Pariser Academie von BIOT vorgenommene Untersuchung des 
Meteorsteinfalles von l'Aigle die immer wiederkehrende, und damals von wissen- 
schaftlicher Seite immer wieder geläugnete Thatsache von Steinfällen wissen- 
schaftlich ausser Zweifel gestellt, und damit waren auch die Meteore in den Kreis 
der astronomischen Forschung gerückt. 
Im Jahre 1866 wurde SCHIAPARELLI durch seine Untersuchungen über perio- 
dische Sternschnuppen auf die Identität der Bahnen grosser Schwärme mit 
einzelnen Kometenbahnen geführt, und damit eröffnete sich der astronomischen 
Forschung ein neues Feld. Wieder traten Kometen und Meteore als zusammen- 
hängende Glieder in dem Reiche der Naturerscheinungen auf, aber sie sind nicht 
mehr Erscheinungen unseres Luftkreises, nicht Gebilde tellurischen Ursprungs, 
welche Gegenstand der Meteorologie sind, sondern zusammenhängende Objecte 
kosmischen Charakters, Glieder des Sonnensystems, welchem sie seit Zeiträumen 
angehören, die sich selbst der astronomischen Forschung entziehen, oder denen 
sie sich erst in spáteren Zeiten einverleibt haben, um demselben längere oder 
kürzere Zeit anzugehôren. 
A. Kometen. 
Die ältesten beobachteten Kometen waren selbstverständlich besonders auf- 
fallende Himmelserscheinungen. Sie hatten mächtige, sich über weite Himmels- 
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