AULCI
Kometen und Meteore.
Der Kern des Kometen ist nicht immer in der Mitte des Kopfes. Bei dem
Kometen (122) (1811 I) sah HERSCHEL den Kern excentrisch, und zwar »immer
weiter von der Sonne entfernt, als die Mitte des glinzendsten Theiles der ihn
umgebenden Atmosphäre. Diese excentrische Lage war so beträchtlich, dass bei
der Schwierigkeit, mit welcher der Lichtpunkt gesehen war, letzterer sehr leicht
dem Beobachter entschlüpfen konnte«!). Bei dem Kometen (270) (1880 I), dessen
Bahn sehr nahe mit derjenigen des Kometen (161) (1843 1) übereinstimmt, erklärte
Gourp die geringen Abweichungen durch die Nichtübereinstimmung des optischen
und physischen Schwerpunktes.
Bei den grossen, in den ältesten Zeiten allein auffälligen Kometenerscheinungen
bildete eine der merkwürdigsten Erscheinungen der Kometen der Schweif. Bei
dem Kometen (161) (1843 I) und bei dem DonaTrschen Kometen (213) (1858 VI)
betrug die Schweiflinge nahe 60°; bei dem Kometen (122) (dem grossen Ko-
meten von 1811) nahe 90°; bei dem Kometen (37) (dem grossen Kometen von
1618) über 100°, und bei dem grossen Kometen des Jahres 1861 (221) sogar 120^.
Rechnet man biermit und mit den wahren Entfernungen der Kometen von der
Erde mit Rücksicht auf die Richtung der Kometenschweife deren absolute Längen,
so ergeben sich ganz ungeheure Werthe; für den Kometen (221) findet sich
35 Millionen Kilometer, für den Kometen (213) 80 Millionen Kilometer, für
den Kometen (122) 110 Millionen Kilometer, und für den Kometen (161)
250 Millionen Kilometer.
Schon SENECA bemerkte, dass die Kometenschweife die Sonne fliehen, und
dieselbe Regel findet sich in den griechischen Berichten über den Kometen
(19) vom Jahre 837. Neuerdings wurde diese Beobachtung von FRACASTOR und
von PETRUS APIANUS an dem Kometen von r531 gemacht. Seither hat sich die
Regel, dass die Kometenschweife stets von der Sonne abgewendet sind, bestätigt
gezeigt, wenngleich die Kometenschweife nicht mit der Verlängerung des Radius-
vectors der Kometen zusammenfallen, sondern von demselben oft nicht unbe-
trächtlich abweichen.
Die Form der Kometenschweife ist meist schwach gekrümmt, an den Rändern
lichtstärker als im Innern, so dass sie das Aussehen einer cylinderförmigen, im
innern hohlen Dunströhre gewinnen, sonst aber ausserordentlich mannigfaltig:
der Schweif geht als dünne Säule aus dem Kometenkopfe an der der Sonne
abgewendeten Seite hervor und wird allmählich breiter, wie beim Kometen (37);
oder er umgiebt den Kometenkopf in einer ziemlichen Entfernung, durch
einen dunklen Zwischenraum von demselben getrennt, wie eine kleine Hohl-
kugel, die auf der von der Sonne abgewendeten Seite in eine mächtige, sich all-
mählich erweiternde Röhre übergeht, so dass man eigentlich zwei Schweife zu
sehen glaubt, die nahe parallel, aber von dem Kometen weg schwach diver-
girend verlaufen und sich gegen die Sonne zu um den Kometen herum durch
einen Kreis schliessen (Komet 122); oder der Schweif des Kometen besitzt
an der einen Seite eine scharfe Begrenzung (Lichtlinie) und ist nach der anderen
Seite verwaschen, federartig geschlitzt (Komet 29). Bei dem Kometen (37)
beobachtete HoRATIUs CRAssUS am 3o. November 1618 in der Mitte des Schweifes
von dem Kopfe des Kometen ausgehend, über eine kurze Strecke hinziehend
eine schmale, helle Linie, zeszar zedullae arboris?)
1) Monatliche Correspondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde von v. ZACH,
Bd. 28, pag. 459.
2) Hever, Cometographie, pag. 881.