Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

   
Mikrometer und‘ Mikrometermessungen. 135 
Von der dem ‘Apparat ursprünglich gegebenen Form giebt KNORRE a. a. O. 
folgende Beschreibung. Das Mikrometer ist ein Fadenmikrometer, mit dessen 
beweglichem Faden die Declinationen und an dessen darauf senkrechtem festen 
Faden die Durchgangszeiten der Sterne beobachtet werden. Die jedesmalige 
Lage des zur Declinations-Einstellung dienenden beweglichen Fadens gegen die 
optische Achse des Fernrohrs wird nicht mit einer Mikrometerschraube gemessen, 
sondern dadurch messbar gemacht, dass man im Augenblick der Einstellung 
eines Sterns einen Papierstreifen gegen eine Stahlspitze, welche, wie das Ocular 
auf dem Schlitten des beweglichen Fadens befestigt ist und sonach seine 
Bewegungen genau mitmacht, andrückt und dadurch eine punktartige Marke 
auf dem Streifen macht. Zugleich mit dieser beweglichen Spitze wird aber 
durch denselben Handgriff der Papierstreifen gegen eine an den festen Theilen 
des Ocularstückes angebrachte Stahlspitze, deren. Verbindungslinie mit der be- 
weglichen Spitze parallel zu der Richtung der Declinationsbewegung des Schlittens 
ist, angedrückt, und der Abstand zwischen der von der beweglichen und der von 
der festen Spitze gemachten Marke auf dem Streifen stellt die Fixirung der jedes- 
maligen Declinationseinstellung dar. 
Die Schraube, mittelst welcher der den beweglichen Faden und die eine 
Stahlspitze tragende Schlitten bewegt wird, ist eine Schraube mit sogen. vier- 
fachem Gewinde, sie hat daher eine Steigung, welche einen sehr schnellen 
Uebergang von einem Stern zum andern und dennoch eine hinreichende Fein- 
heit der Einstellung gestattet. Bei jeder Drehung rückt auch der Papierstreifen 
weiter, und durch eine Combination von Zahn- und Sperrrádern ist dafür gesorgt, 
dass dieses Fortrücken, wie auch die Schraube gedreht wird, stets in demselben 
Sinne, von der Vorrathsrole nach der Walze, auf der sich das Papier: aufrollt 
erfolgt. 
Obwohl bereits die einzelnen Theile von vornherein so angeordnet sind, 
dass das Andrücken des Streifens gegen die Stahlspitze in der Richtung der 
Fernrohrachse geschieht, so ist, um jedwede durch die Hand zu verursachende 
Druckcomponente senkrecht auf das Rohr auszuschliessen, der Apparat auch mit 
einer pneumatischen Druckvorrichtung versehen worden, welche durch Zusammen- 
drücken und Loslassen eines Gummiballs in Thátigkeit gesetzt wird. 
Hat, wie schon erwähnt wurde, der Declinograph in der eben beschriebenen 
Form ganz den Ansprüchen, die an ihn gestellt wurden, genügt, so gilt dies in 
noch erheblich grósserem Maasse von der verbesserten Construction, welche in 
Fig. 312, Tafel IL wiedergegeben ist. Der wesentliche Unterschied dieser neuen 
Form von der alten besteht darin, dass früher die Schraube nur zur Fortbewegung 
des Schlittens, jetzt aber auch als Messschraube benutzt wird. Zu diesem Zwecke 
trágt die Schraube eine Trommel Z auf welcher sich eine Reihe von Stiften 
befindet, die stufenfórmig in gleichen Abstánden angeordnet und mit feinen 
Spitzen versehen sind. Die Trommel ist nach dem Ocular zu von einem halb- 
cylinderfórmigen Blechstück vc verdeckt. Zwei andere Spitzen sind, in demselben 
Abstand von der Schraubenachse und mit ihr in einer Ebene liegend, die eine 
fest am Geháuse, die andere an dem beweglichen Schlitten angebracht; die 
erstere dient als Index, die zweite zum Zàáhlen der ganzen Revolutionen. Wird 
nun nach der Pointirung eines Sternes mit dem Faden der Papierstreifen gegen 
die Schraubentrommel angedrückt, so werden die beiden letztgenannten Spitzen 
und eine oder zwei nahe in derselben Richtung liegende "lTrommelspitzen einen 
Eindruck in das Papier machen, und man kann mittelst einer mit geeigneten 
Linien versehenen Glasscale ausser der ganzen Revolution die jedesmalige 
     
   
     
   
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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