158 Mikrometer und Mikrometermessungen.
Lamelle unter 45°, erlangt werden können, so kann es doch nicht zweifelhaft
sein, dass auch für diese Objecte das Fadenmikrometer und geeignetenfalls die
Messung von Positionswinkel und Distanz den Vorzug verdienen. Es wird dies
besonders da der Fall sein, wo die Objecte sehr schwach sind und keine oder
nur eine sehr geringe Concentration des Lichtes zeigen, so dass der Beobachter
auf eine Schätzung der Lage des Lichtschwerpunktes angewiesen ist. Von nicht
geringer Bedeutung ist hierbei eine gleichmässige (nicht einseitige!), in all.
méhligem Uebergang abschwüchbare Beleuchtung der Fáüden; benutzt man
Metalifáden, so wird man bei helleren Sternen und symmetrisch geformten Nebel.
flecken die Pointirung in der gewóhnlichen Weise ausführen kónnen, in solchen
Füllen aber, wo das einzustellende Object vollstindig hinter dem breiteren Faden
verschwindet, die Einstellung abwechselnd und symmetrisch mit dem einen und
anderen Rand desselben machen!); sehr gute Dienste leistet auch hier ein nicht
zu enger Doppelfaden. Für die Einstellung des Sterns benutzt man stets den
festen, für den Nebel den beweglichen Faden.
Alles hier Gesagte gilt auch für die Beobachtung von Kometen, wenn man
auch bei diesen meistens der Beobachtung von a- und ó-Differenzen wegen der
grösseren Einfachheit des Verfahrens und der Möglichkeit des directen An-
schlusses an einen genügend hellen, seiner Lage nach bekannten oder leicht an
Meridianinstrumenten bestimmbaren Stern den Vorzug geben wird. Es ist hier
aber auf zweierlei aufmerksam zu machen. Hat der Komet eine geringe
eigene Bewegung und steht er dem Vergleichstern nicht zu nahe, so wird man
die Messung der Distanzen bei einer unveränderten, aus den voraufgegangenen
Richtungsbeobachtungen zu entnehmenden Stellung des Positionskreises aus-
führen dürfen, muss dann aber bei der Reduction mit Hilfe des nachfolgenden
Satzes von Positionswinkelmessungen dem Unterschiede zwischen der eingestellten
Richtung und derjenigen, in welcher die Distanz hätte beobachtet werden sollen,
Rechnung tragen. Ein zweckmässigeres und in allen Fällen anwendbares Ver-
fahren besteht darin, dass man bei der Distanzmessung die Einstellungen der
beiden Objecte jedesmal in dem zugehörigen Positionswinkel macht, indem man
sie auf den Fadenkreuzungspunkt des Transversalfadens und des festen bezw.
beweglichen Fadens stellt. Es ist ferner zu beachten, dass der Positionswinkel
und die Distanz, auch bei gleichförmiger Bewegung des Kometen innerhalb der
Beobachtungszeit sich ungleichförmig ändern, und dass daher das Mitte: der ge-
messenen Richtungen und Entfernungen nicht strenge dem Mittel der Zeiten
entspricht.
Man kann diesem Umstand bei der Reduction in folgender Weise Rechnung
tragen ?): Sei ày das Mittel der Declinationen von Komet und Stern, und es
werde gesetzt:
X — C0S ög(a' — a) = s sin f
y- (à! — à) = scos p;
es seien ferner für eine mittlere Epoche 7, xy und y, genüherte Werthe von x
und y, die aus einer vorlàufigen Reduction leicht erlangt werden können, aber
um so genauer sein müssen, je näher der Komet dem Sterne stand und je
stärker seine Bewegung war; endlich ¢ und ¢' die fiir die Zeit 4 der Ephemeride
7) G. BIGOURDAN: Observations de nébuleuses et d’amas stellaires. Annales de l'Obser-
vatoire de Paris. Observations 1884.
7) W. STRUVE, Beobachtungen des BrELA'schen Kometen im Jahre 1832 auf der Dorpater
Sternwarte Astr, Nachr. Bd. 12.
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