170 Mikrometer und Mikrometermessungen.
diesem Falle an die gemessenen Coordinaten anzubringen sind, ergeben sich aus
folgender Erwágung. Der Faden geht bei dieser Art der Einstellung stets durch den
Schwerpunkt der erleuchteten Fláche; der Schwerpunkt liegt aber auf der Senk-
rechten, welche in der Mitte der Hórnerlinie errichtet wird und zwar in einem Ab-
8a' szn? ld ;
d wo 4 wie oben den
iv
? Y Winkel am Planeten zwischen den Richtungen nach Sonne
^/ wnd Erde bedeutet. Ist also Q der Positionswinkel der
gróssten Phase oder des gróssten Lichtdefectes, so hat man
(s. Fig. 322) unmittelbar als Reduction der vom Schwer-
punkt s aus gemessenen Gróssen auf den Mittelpunkt c:
As" = —mncos(p — Q)
m sin (p — Q)
s sin 1°
stand (nach dem vollbeleuchteten Rande zu) m=
(A. 322.) Ap? —
Q wird aber gleich z/ und kann zugleich mit Z berechnet werden, wenn
man in den Gleichungen (pag. 167) an Stelle von À, B die geocentrische und
statt A' 9' die heliocentrische Rectascension und Declination treten lüsst. Be-
quemer wird die Rechnung durch die Ausdrücke
cos g = sin D sin à + cos D cos à cos(x — A)
sing sin Q = cos D sin(a — A)
sing cos Q = — sin D cos à + cos D sin à cos(a — A)
: A
Sind = y Sing,
worin a, à, 4, D die geocentrische AR. und Declination des Planeten bezw. der
Sonne, z und Z4 die Radienvectoren derselben, und ¢ den Winkel zwischen Planet
und Sonne bezeichnen. Der Winkel 4 ist bei den oberen Planeten stets ein spitzer.
Zur Erleichterung der Rechnung kónnen die Ephemeriden dienen, welche in
den »Monthly Notices« fiir Satellitenbeobachtungen und fiir physische Beob-
achtungen der Planeten veröffentlicht werden.
Messungen auf einer Planetenscheibe.
Seitdem man angefangen hat, dem physischen Aussehen der Oberflächen
der Planeten, ihrer Achsenstellung und Rotation eine erhöhte Aufmerksamkeit
zu schenken, und insbesondere nachdem durch die klassischen Arbeiten
SCHIAPARELLIs!) die Bedeutung einer genauen Topographie der Planeten
dargethan ist, hat das Fadenmikrometer auch auf diesem Gebiet eine hüufige
Anwendung gefunden. Zwar lásst sich nicht verkennen, dass auch durch getreue
Abbildungen nach dem Anblick im Fernrohr und nachfolgende Ausmessung
mittelst geeigneter Diagramme Resultate von grosser Genauigkeit erlangt worden
sind?), aber einerseits wird hier ein nicht geringes Maass von Geschick im
Zeichnen verlangt und überdies dem Auftreten von persönlichen Fehlern ein
weites Feld eingeräumt, und andererseits kann man der directen Messung am
Fernrohr behufs Festlegung gewisser Hauptrichtungen doch nicht ganz entbehren.
Am zweckmüssigsten wird man beide Verfahren mit einander verbinden, indem
1) G. V. SCHIAPARELLI, Osservazioni astronomiche e fisiche sull'asse di rotazione e sulla
topografia del pianeta Marte, fatte nella reale specola di Brera in Milano coll'equatoreale di
MERZ durante l'opposizione del 1877 und die anschliessenden Memoria II, III, IV.
?) Vergl. u. a. die Arbeiten von KatsER im 3. Bd. der Annalen der Sternwarte in Leiden.
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