184 Mikrometer und Mikrometermessungen.
Sehr zweckmiássig für derartige Untersuchungen hat sich das von H. C. VoGEL
bei einer Untersuchung der Mikrometerschraube des Leipziger Aequatoreals!)benutzte
achromatische Mikroskop erwiesen, dessen Ocular mit einem feinen Glasmikro-
meter versehen war. Durch Aenderung des Abstandes des Objectivs und Ocu-
lars kann die Bildgrósse leicht derart variirt werden, dass das Bild der bei einer
halben oder einer viertel Umdrehung der Schraube vom Faden durchlaufenen
Strecke dem Zwischenraum zwischen zwei Strichen der Glasscala nahe gleich ist.
Verf. liess für die Strassburger Sternwarte zu demselben Zweck ein Mikroskop
herstellen, in welchem statt der Glasscala zwei enge Fadenpaare sich befinden, die
mittelst Schrauben in beliebige Abstánde von einander gebracht werden kónnen.
Eine sebr einfache und sinnreiche Vorrichtung für die Untersuchung der periodi-
schen Schraubenfehler ist von WINNECKE?) angegeben. Dieselbe besteht in einem
achromatisirten Bergkrystallprisma, welches auf dem Augendeckel des Oculars des
Mikrometers befestigt wird. Durch dieses Prisma gesehen erscheinen die Füden
doppelt und es lässt sich der Abstand zwischen dem ordentlichen und dem ausser-
ordentlichen Fadenbild durch Drehen des Oculars bezw. Prismas von der vólligen
Coincidenz bis zu einem Maximum, welches von dem brechenden Winkel und der
Vergrósserung abhángt, verándern. Man kann dadurch den Zwischenraum zwischen
den beiden Bildern eines festen Fadens mittelst des gleichfalls doppelt erscheinen-
den beweglichen Fadens, von verschiedenen Anfangspunkten aus, messen, wenn
man mit der Widerlagschraube den Coincidenzpunkt ándert. Wenn der Abstand
der beiden Bilder, wie es gewóhnlich der Fall sein wird, zu klein ist, um denselben
mit dem einen Bild des beweglichen
Fadens auf die übliche Weise, durch 9e ts
Herstellung eines minimum visibile auf Tus
beiden Seiten zu bestimmen, so kann E Nanni Mu B Fées) ee x -
man die Messungen auf dem durch die lope | rm
Fig. 329 angedeuteten Wege machen, FO A ES
indem man die beweglichen Fäden ein- ; (A. 399.)
mal auf der einen, das andere Mal auf
der anderen Seite der festen Fáden, in eine dem Abstand ihrer Bilder gleiche
Entfernung bringt.
Bei der Benutzung eines solchen Prismas ist aber wegen der im Allgemeinen
gegen einander geneigten Fadenbilder sorgfältig darauf zu achten, dass die Ein-
stellungen stets an derselben Stelle des Gesichtsfeldes gemacht werden, weil
nur dann das Intervall als constant angesehen werden kann. Als Beispiel móge
hier eine Bestimmung der periodischen Fehler der Schraube eines der Strass-
burger Sternwarte gehórigen Positionsmikrometers von REPSOLD (1895) dienen.
Das Intervall, welches gemessen wurde, war das vierfache des Zwischenraums
zwischen dem ordentlichen und ausserordentlichen Bild und betrug rund $ Um-
drehungen der Schraube. Im Mittel aus 12 Messungen ergaben sich die in der
zweiten Columne befindlichen Zahlen, entsprechend den links stehenden Werthen
des jedesmaligen Anfangspunktes; die übrigen Columnen sind durch ihre Ueber-
schriften verständlich.
1) H. C. VocEL, Beobachtungen von Nebelflecken und Sternhaufen am 6füssigen Refractor
nnd 12 fiissigen Aequatoreal der Leipziger Sternwarte. 1867.
7) A. WINNECKE, Ueber ein neues Hülfsmittel, die periodischen Fehler von Mikrometer-
Schrauben zu bestimmen. Astr. Nachr. Bd. 91.
Anfar
19-67
ur
À Fi X jm IL <
<
=