Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

Mikrometer und Mikrometermessungen. 
Mikrometer und Mikrometermessungen. Mit dem Namen 
Mikrometer werden in der allgemeinsten Bedeutung des Wortes Vorrichtungen 
bezeichnet, mittelst deren kleine Grössen gemessen werden können; in dem 
besonderen Sinne, in welchem hier davon die Rede sein wird, werden darunter 
Apparate verstanden, welche in Verbindung mit dem Fernrohr zur Messung 
von kleinen Bögen oder Coordinatendifferenzen benachbarter Punkte an der 
Himmelskugel dienen. Ihre Anwendung, wie überhaupt die Benutzung des 
Fernrohrs zu Messungszwecken beruht auf dem Satze der Dioptrik, dass jeder 
einfallenden Geraden, welche durch den ersten Knotenpunkt des Objectives 
geht, eine ihr parallel durch den zweiten Knotenpunkt gehende Austrittsgerade 
entspricht. Die Lage, in welcher zwei Objecte am Himmel vom ersten Knoten- 
punkt aus erscheinen, ist daher identisch mit der Lage der correspondirenden 
Bildpunkte, gesehen vom zweiten Knotenpunkte aus, und die Messung dieses 
Bildes in möglichst sicherer Weise herbeizuführen, ist der Zweck der mikro- 
metrischen Vorrichtung. 
Das Gebiet, auf welchem die Mikrometer in der astronomischen Praxis 
Anwendung finden, ist sehr ausgedehnt. Denn es umfasst einerseits die mikro- 
metrischen Messungen im engeren Sinne, bei denen es ausschliesslich auf die 
relative Lage zweier oder mehrerer scheinbar nahe gelegenen Objecte ankommt, 
also die Bestimmung der Lage der Satelliten zu ihren Hauptkörpern, die Er- 
mittelung der Grösse und Figur der Körper unseres Sonnensystems, ihre Topo- 
graphie, die Doppelsternbeobachtungen, die Parallaxenbestimmungen, die Aus- 
messung von Sternhaufen, die Festlegung der Oerter der Nebelflecke in Bezug 
auf Sterne in ihrer Umgebung; andererseits können zahlreiche absolute Orts- 
bestimmungen nicht anders als durch Zuhülfenahme mikrometrischer Messungen 
ausgeführt werden. Das letztere gilt für alle Fälle, wo die Lichtschwäche oder 
das Aussehen der Objecte, die Zeit des Meridiandurchganges und andere Um- 
stände eine directe Bestimmung ihres Ortes an Meridiankreisen nicht gestatten, 
und da den Instrumenten dieser Gattung aus gewissen Gründen stets nur 
mässige Dimensionen gegeben werden können, so werden die Positionen der 
überwiegenden Anzahl der meist lichtschwachen Kometen und der Asteroiden auf 
indirectem Wege bestimmt werden müssen. Der Unterschied der Coordinaten 
solcher Objecte gegen einen genügend hellen benachbarten Stern wird, meist 
an parallaktisch aufgestellten Refractoren, mikrometrisch gemessen, der 
absolute Ort dieses Ausgangssterns aber an einem Meridianinstrument 
ermittelt. 
Bei dieser Mannigfaltigkeit der Anwendungen ist es begreiflich, dass nicht 
jedes Mikrometer für jeden Zweck gleich geeignet sein kann; während das 
Ringmikrometer in den Händen des geschickten Beobachters recht brauchbare 
Positionsbestimmungen eines kleinen Planeten oder eines Kometen zu liefern 
vermag, würde es ein vergebliches Bemühen sein, die gegenseitige Lage der 
Componenten eines Doppelsterns mit der erforderlichen Genauigkeit damit 
messen zu wollen, und wenn andererseits das Fadenmikrometer hier vorzügliche 
Dienste leistet, steht dieses Mikrometer wiederum bei der Bestimmung des Durch- 
messers einer Planetenscheibe weit hinter dem Doppelbildmikrometer zurück. Es 
mag an dieser Stelle sogleich bemerkt werden, dass seit den unerwartet grossen 
Fortschritten, welche die Photographie in ihrer Anwendung auf Himmelsaufnahmen 
gemacht hat, bei gewissen der vorhergenannten Aufgaben, ganz vornehmlich bei 
Sternhaufen, an Stelle der directen Ocularbeobachtung mit Vortheil und in vielen 
  
     
   
  
   
   
   
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
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