Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 4. Band)

Verticalkreis. 127 
Es bleibt also die Bezeichnung eines »Märchenlandes«, die SCHWARZSCHILD 
für die beiden besprochenen Raumformen anwendet, kennzeichnend für die 
Stellung, die die Erfahrung gegenüber denselben einnimmt. Beide sind ebenso 
möglich als der euklidische Raum und die geringen Entfernungen, bis zu welchen 
die messende Astronomie in den Weltraum vorgedrungen ist, zeigen für keine 
der drei Raumformen bisher einen Widerspruch. F. RISTENPART. 
Verticalkreis. Ausser den Höhenkreisen (s. d. Artikel »Universal- 
instrument«) hatte man früher zur genaueren Bestimmung von Zenithdistanzen 
Instrumente, welche sich von jenen nur durch genauere Ausführung und grössere 
Stabilität unterschieden. Solche Instrumente waren die Verticalkreise. Sie waren 
gleich diesen auf verticalen Axen angebrachte Instrumente, die ebenso noch eine 
Drehung um diese Verticalaxe gestatteten, deren Grösse gleichfalls an einem 
kleinen Einstellkreise mittels Nonien 
abgelesen werden konnte. Ein solcher 
Verticalkreis älterer Construction ist 
in Fig. 479 abgebildet. Die Azimuthal- 
axe Æ endigt an beiden Seiten in 
Zapfen, welche in Lagern eingebettet 
sind, die durch entsprechende Rectifi- 
cationsschrauben  behufs Vertical- 
stellung eine Verschiebung der Axe 
am oberen Ende in zwei aufeinander 
senkrechten Richtungen gestatten. Die 
Verticalstellung wird durch das Niveau 
V controllit. Zur Einstellung im 
Azimuthe dient ein Einstellkreis Q. 
Die Verticalaxe trägt die hohle 
Büchse z, mit welcher der fein ge- 
theilte Kreis G fest verbunden ist. 
In der Büchse bewegt sich die Hóhen- 
axe s, an welcher das Fernrohr O 
und der mit demselben verbundene 
Nonienkreis X fest aufgesetzt sind. 
Das Gewicht des Instrumentes ruht 
zum grössten Theil auf den Rollen 
m, m', welche durch entsprechende re AS 
Hebelwerke 7, / und Gegengewichte NEE 
zur Entlastung der Axe wirken. 
Bei den späteren Verticalkreisen ar ; 
Nach AMBRONN, »Handbuch der astronomischen 
wurde die doppelte Lagerung der Instrumentenkunde-. 
Azimuthalaxe ebenfalls durch eine einfache Lagerung in einer verticalen Säule 
ersetzt. Ein Beispiel dieser Einrichtung giebt die Fig. 480, welche den ERTEL- 
schen Verticalkreis der Sternwarte Pulkowa darstellt. 
Die Azimuthalaxe 44 ist in der Säule ‚S gelagert, und von unten durch ent- 
sprechende, in Hebeln wirkende Gegengewichte nach oben gedrückt, so dass 
die Drehung des Instrumentes im Azimuth, in Folge der Entlastung der Axe in 
ihrem Lager, ohne Schwierigkeit vorgenommen werden kann. Die Säule S ruht 
auf drei Füssen, und kann die Verticalstellung mit Hilfe der beiden Libellen /, 
und /, bewerkstelligt werden. 
  
  
  
  
  
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