Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 4. Band)

  
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Zeit, Zeitbestimmung. 129 
wird. Es kann daher, bezüglich der Theorie desselben, auf das in dem Artikel 
»Universalinstrument« Gesagte verwiesen werden. 
Durch Weglassung des Horizontalkreises und Aufhebung der Beweglichkeit 
im Horizonte erhált man ein in einer einzigen Verticalebene bewegliches Instru- 
ment, also den àlteren Mauerkreis und ferner die neuen aus diesem hervor- 
gegangenen Meridiankreise (s. diesen). N. HERZ. 
Zeit, Zeitbestimmung. 1) Zeitmessung, Sternzeit, wahre, 
mittlere Sonnenzeit. Astronomische Beobachtungen erfordern als eines der 
wichtigsten Bestimmungsstücke die Angabe des absoluten Zeitmomentes, zu 
welchem sie angestellt sind. In gewissen Beobachtungen ersetzt dieser Zeit- 
moment direkt die Beobachtung einer Coordinate, indem die gegenseitige Lage 
der Gestirne an der Himmelskugel durch die Differenz der Zwischenzeiten an 
einem festen Instrumente gegeben sind (Passagen an festen Instrumenten oder an 
Mikrometern) In anderen Fàllen sind die Beobachtungen, z. B. Messung von 
Distanzen oder Positionswinkeln beweglicher Gestirne, ja selbst Beobachtungen 
von physischen Veränderungen auf den Oberflächen der Gestirne werthlos weil 
unvergleichbar, wenn nicht der Moment jeder Beobachtung und damit die 
chronologische Reihenfolge derselben festgelegt wird. 
Eigentlich handelt es sich dabei um die Vergleichung der Reihenfolge von 
verschiedenen Beobachtungen mit einer als Standard angenommenen, z. B. 
periodisch wiederkehrenden und stets leicht wieder aufzufindenden Reihenfolge 
von Erscheinungen. Ob es sich nun um die Abzählung der Anzahl Abläufe 
einer periodisch nach jedem Ablaufe sich umdrehenden Sand- oder Wasseruhr, 
oder die Schwingungen eines Pendels oder einer Unruhe handelt: jede dieser 
Einrichtungen eignet sich gleich gut zur Zeitmessung, wenn die Bedingungen 
erfüllt sind, dass die Erscheinungen periodisch und gleichmässig verlaufen, leicht 
zu zählen sind, und an verschiedenen ähnlichen Instrumenten vergleichbar sind. 
Unter allen periodisch wiederkehrenden, regelmässig verlaufenden Erscheinun- 
gen ist es vorzugsweise eine, welche die genannten Bedingungen am vollständigsten 
erfüllt und sich daher seit den ältesten Zeiten naturgemäss als Maass der Zeit 
dargeboten hat: der regelmässige Wechsel von Tag und Nacht, sowie von 
Sommer und Winter. Die Ungleichheit der Tages- und Nachtlänge hat aber früh- 
zeitig daraufgeführt, zu vergleichbaren Maassbestimmungen die Länge von Tag 
und Nacht zusammen (JVycAfAemeren), d.i. von Sonnenuntergang bis Sonnen- 
untergang oder von Mitternacht zu Mitternacht oder aber von Mittag bis Mittag 
als Zeiteinheit zu wählen. Für kleinere Unterabtheilungen findet man schon 
in den ältesten Zeiten eine Theilung in 12 oder 24 Thle., mitunter auch in 60 Thle., 
von denen sich die Eintheilung in 24 Stunden, deren jede in 60 Minuten (mnuiae 
primae) à 60 Secunden (minutae secundae) getheilt wird, später bleibend erhalten 
hat. Bis in das späte Mittelalter wurde die Theilung nach dem Sexagesimal- 
system noch weiter geführt, und man theilte die Secunde noch in 60 wae 
fertige, weiter ebenso diese in 60 minutae quaríae u.s. w., von denen der uta 
ferlia als Terzie noch heute zeitweise Erwáhnung geschieht. Erst zu KEPLER's 
Zeiten beginnt sich die Decimaltheilung der Secunde einzubürgern. 
Die Zusammenfassung von mehreren Tagen zu Einheiten hóherer Ordnung 
fand ebenfalls bis zu dieser Zeit nach dem Sexagesimalsystem statt, und man 
rechnete demzufolge mit 60%, 36007 als Einheiten hóherer Ordnung. Doch war 
das Jahr mit seinen Unterabtheilungen in 12 Monate als Einheit hoherer Ordnung, 
die dem allgemeinen Gebrauche entnommene, und daher nicht zu umgehende 
VALENTINER, Astronomie, IV, 2 
 
	        
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