Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 4. Band)

  
  
  
  
  
  
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Uhr, Pendeluhr. 3 
Zahn von M an der schiefen Fläche einer Palette hingleitet. Die Führungsstange 
hat bei Secundenpendeln ein Fünftel der Länge des Pendels, sonst ein Drittel 
bis ein Viertel, die Gabel muss so stehen, dass das Pendel vertikal hängt 
wenn die Paletten ihre Ruhelage einnehmen. Um dies unter allen Umständen 
zu erreichen, besitzen Uhren, bei denen es auf die grösste Genauigkeit ankommt. 
Vorrichtungen, um das obere Ende der Führungsstange durch zwei einander 
entgegenwirkende Schrauben etwas im wagerechten Sinne verschieben zu können, 
oder sie gestatten das nämliche mit der Gabel vorzunehmen. So setzt das 
Gewicht das Räderwerk in Bewegung und sorgt durch dessen und des Ankers 
Vermittlung dafür, dass das Pendel bei jeder Schwingung den Verlust an leben- 
diger Kraft, den es durch Ueberwindung der Reibung und des Luftwiderstandes 
erlitten hat, wieder ersetzt bekommt. 
Geschichte der Erfindung der Pendeluhr. Ehe wir zur ausführlicheren 
Betrachtung der einzelnen Uhrtheile uns wenden, werfen wir einen kurzen Blick 
auf die Entwickelungsgeschichte der Pendeluhr. 
1) Die Uhren vor GALILEL Die Anwendung der Uhren ist so alt, wie 
die astronomischen Beobachtungen selbst. Bereits die Chaldäer, denen wir 
wohl die ältesten verdanken, maassen die Zeit mit würfelförmigen Gefässen von 
bestimmter Seitenlänge, aus denen das Wasser durch ein kleines Loch am Boden 
ausfloss. Jahrtausende hindurch blieb man auf diese Art der Zeitmessung be- 
schränkt und noch die alexandrinischen Gelehrten verbesserten die Klepsydren 
wie man diese Uhren nannte, indem sie die Grösse der Ausflussöffnung durch Ein- 
bohren in Gold oder in einen Edelstein sicherten. Die babylonischen Wasser- 
uhren haben noch das Interesse für uns, dass von den zwei Grössen, in denen 
sie angewendet wurden, die Seiten des Würfels als Maasseinheiten abgenommen 
wurden und dass sehr wahrscheinlich von ihnen die grosse und die kleine Elle 
der Völker des Alterthums stammt. Erst nach und nach kamen im Laufe der 
Jahrhunderte Räderwerke in Gebrauch und es wird von einem solchen erzählt, 
welches der Sultan von Aegypten dem Kaiser Friedrich II. zum Geschenke 
sandte. Ueber die Einrichtung jener ältesten Uhren ist uns nichts bekannt, die 
ersten, von denen wir genauere Nachrichten haben, gehôren dem 13. Jahrhundert 
an. Sie besitzen bereits als Motor ein von Zeit zu Zeit wieder zu hebendes 
Gewicht, als Regulator ein Horizontalpendel mit Hemmung. Ihre sonstige Ein- 
rchtung stimmt aber so sehr mit der unserer jetzigen Uhren überein, dass man 
mit Lirrrow!) BERTHOUD Recht geben muss, wenn dieser sagt, »dass eine solche 
Uhr nicht die Erfindung. eines einzigen Menschen sein kann, sondern dass sie 
ein Product mehrerer vorhergehenden Erfindungen ist, die z. Thl. wenigstens 
sehr alten Zeiten angehóren«. Als Beleg für diese Behauptung kann das Uhr- 
werk dienen, welches in der Schweiz verfertigt, 1348 in Dover Castle aufgestellt 
wurde und dort bis 1872 seinen Dienst schlecht und recht versah. Es befindet 
sich im South Kensington Museum und ist abgebildet in HOFMANN’s Bericht 
über die wissenschaftiichen Apparate auf der Londoner internationalen Aus- 
stellung auf pag. 20. 
Dass die Gleichmässigkeit des Ganges dieser Uhren viel zu wünschen übrig 
lassen musste, liegt auf der Hand. Fehlte ihnen doch die constante Kraft 
welche den Regulator stets in eine bestimmte Ruhelage zu bringen sucht. 
Immerhin waren in solcher Weise die Uhren des Landgrafen Wilhelms IV. von 
  
!) GEHLER's physikalisches Wörterbuch, 2. Aufl., IX. Bd., 2. Abth., pag. 1111. 
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