Zeit, Zeitbestimmung. 181
gehórt das angeblich von dem Chaldder Berosus um 600 v. Chr. erfundene
Skaphium, ein halbkugelfórmig ausgehóhlter Stein (oxden = Trog, Becken,
Mulde), bei welchem in der Mitte der Halbkugel ein kleines Kiigelchen an-
gebracht war, dessen Schatten in das Innere der Hohlkugel geworfen wurde.
Aus dem Stande dieses Schattens konnte die Zeit abgelesen werden, zu welchem
Zwecke die Wege des Schattens fiir verschiedene Jahreszeiten verzeichnet, und
die den verschiedenen Tageszeiten entsprechenden Punkte des Schattens auf
diesen Wegen eingetragen waren. Dieses Instrument diente übrigens in grösserer
Ausführung auch zur Messung von Zenithdistanzen der Sonne.
Den Uebergang zu den eigentlichen Sonnenuhren bildet der von GEMMA
Frisıus 1548 beschriebene » Astronomische Ring= Annulus astronomicus«,
ein in der Ebene des Aequators angebrachter Kreis, auf welchem eine Theilung
in Stunden und Untertheilen angebracht war. Eine einen Deklinationskreis vor-
stellende Ebene war senkrecht zu diesem Ringe um einen zur Weltaxe parallelen
Stift drehbar. Dieses Blatt, in die Richtung des Deklinationskreises der Sonne
gebracht (in welchem Falle die Schatten nach keiner Seite geworfen wurden
und daher verschwanden), zeigte sofort den Stundenwinkel der Sonne, daher die
wahre Sonnenzeit an.
Dieses giebt bereits die Construction der Sonnenuhren: Jede Sonnenuhr
besteht aus einem zur Weltaxe parallelen Stabe, dem Zeiger, dessen Schatten
auf eine Fliche aufgeworfen, hier an einer entsprechenden Theilung die wahre
Sonnenzeit abzulesen gestattet.
Die einfachste Form ist die Aequatorealsonnenuhr, bei welcher die
Uhrflche senkrecht zum Zeiger, also im Aequator liegt. Hier ist die Theilung
gleichmässig anzubringen, da ebenso wie beim astronomischen Ring der Schatten
des Zeigers mit diesem selbst die Ebene eines Deklinationskreises der Sonne
vorstellt, daher in gleichen Zeiten sich um gleiche Stundenwinkel dreht. Die
Theilung wird daher von der Meridianrichtung aus, welche zuvor zu ermitteln
ist (die übrigens
auch schon LZ
behufs Aufstel-
lung des Stabes
in der Richtung
der Weltaxe
bekannt sein
muss) in glei-
chen Intervallen
fortschreiten.
Einer Stunde
entspricht dabei
ein Winkel von
15°.
Complicir-
ter sind die Ho-
rizontal- und
Verticalson-
nenuhren, bei
denen die Uhr-
fläche bezw. horizontal oder vertical liegt.
(A. 487.)
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