Full text: Handwörterbuch der Astronomie (3. Abtheilung, 2. Theil, 4. Band)

  
  
Universum. 59 
in deren Ebene; sie sind Planeten einer Centralsonne, als welche zu gelten, 
Sirius das meiste Anrecht hätte. Da die Milchstrasse am hellsten ist in der 
Gegend des Schwans, so befindet sich die Sonne diesem Theile des Ringes am 
nächsten und die Centralsonne muss von ihr aus betrachtet dem Schwan gegenüber- 
liegen, was auf Sirius passt. Die Nebelflecke elliptischer Form sind besondere 
Milchstrassensysteme ausserhalb des unsrigen und eben ihre längliche Form 
deutet auch in ihnen auf das Bestehen einer Hauptebene. »All die Milchstrassen 
ordnen sich dann wahrscheinlich wieder in ein System hóherer Ordnung und 
wir stehen auch damit nur am Anfange eines Fortschritts zu immer hóheren Ord- 
nungen, die die Unendlichkeit des Weltalls erweisen.« 
Fast gleichzeitig mit und unabhängig von KAnr kommt LAMBERT in seinen 
»Kosmologischen Briefen über die Einrichtung des Weltbaues, ausgefertigt von 
J. S. LAMBERT, Augspurg 1761« zu ähnlichen Anschauungen, die uns Modernen 
aber noch näher stehen. Er unterscheidet im Weltall Systeme von 5 Ordnungen, 
Das Planetensystem bildet das erste, die Sonne und ihre vielen Schwestersonnen, 
nämlich all die isolirt am Himmel sichtbaren Sterne‘ sind ein System zweiter 
Ordnung, ein Sternhaufen, und ebenso wie die einzelnen Planeten durch Räume 
getrennt sind, die ungeheuer sind im Vergleich zu ihren Durchmessern, so sind 
die Zwischenräume zwischen den Sonnen des Sternhaufens vieltausendfache von 
den Ausdehnungen der Planetensysteme. Die Sternhaufen ihrerseits sind durch 
Räume von einander getrennt, die wieder ihre Durchmesser ganz beträchtlich 
übertreffen, sie ordnen sich neben- und hintereinander, nicht übereinander, und 
zwar können demnach nur 6 unserm Sternhaufen gleiche ihm zunächst stehen, 
wenn die Abstände ungefähr gleich sind; das Hintereinanderstehen der vielen 
Sternhaufen erzeugt das System dritter Ordnung, die Milchstrasse, und da in 
verschiedenen Richtungen nicht immer gleich viele stehen, erklärt sich die ver- 
schiedene Helligkeit und durch die Abweichung einiger Sternhaufen von der 
Hauptebene die Verästelung der Milchstrasse. Die grosse Zahl der Milchstrassen 
im Weltraume ordnet sich in ein System vierter Ordnung, von wo der Weg zu 
den Systemen fünfter Ordnung vorläufig bloss ein Analogieschluss ist. Auch 
LAMBERT setzt für unseren Sternbaufen einen Centralkórper voraus, aber da ihm 
keiner der Sterne genügende Leuchtkraft für einen solchen zu besitzen scheint, 
schreckt er vor der Annahme eines riesenhaften, entweder sehr schwach leuch- 
tenden, oder selbst dunkeln Kóroers nicht zurück, dessen Vorhandensein viel- 
leicht Störungen in den Bewegungen der äusseren Planeten ebenso. verraten 
möchten, wie wir im Mondlauf Störungen durch die Sonne bemerken. Nicht 
ganz abgeneigt wäre LAMBERT, den Orionnebel für diesen von irgend einer nahe- 
stehenden Sonne matt erhellten Centralkörper zu halten. LAMBERT giebt Zahlen- 
werthe für die Ausdehnungen der Systeme der verschiedenen Ordnungen, die 
nicht aus der Luft gegriffen sind, sondern ihren Ausgangspunkt daher nehmen, 
dass er die Parallaxe des Sirius aus photometrischer Vergleichung mit der Sonne 
erhält. 
Auf der gleichen Grundlage baut MicHELL!) auf, indem er in dieser Weise, 
mit Zwischenschaltung des Saturns die Parallaxe des Sirius bestimmt und sie 
unter einer Bogensecunde findet, den Sternen 6. Grösse, die Sirius an Licht 
400 bis 1000 Mal übertrifft, kàmen dann Parallaxen von nur 0'*05 bis 0-03 zu. 
!) An Inquiry into the probable Parallax and Magnitude of the fixed stars from the 
Quantity of Light, which they afford us and the particular circumstances of their Situation by 
the Rev. JouN MicHELL. Phil. Transactions vol. LVII, pag. 234. London 1767. 
 
	        
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