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Universum. 71
warte beschreibt. Dasselbe würde, 5° breit, zwischen « und à Aquilae beginnen,
dann zwischen « und ß Aquarii passiren, 15 Aquarii überschreiten, 27 Piscium
und v Piscium enthalten und dann durch die südlicheren Parthieen des Widders
auf die Plejaden zueilen, wo der Anschluss an die Milchstrasse wieder erreicht
wird. Diese einzeln gebliebenen Beobachtungen SEARLE’S erscheinen heut zu
Tage in besonderem Lichte, wo Worr!) Nebelmassen entdeckt hat, die von den
Plejaden sich weit weg erstrecken, und daher vielleicht das eine Ende der von
SEARLE's feinem Auge wahrgenommenen Milchstrassenverzweigung sind.
Man kónnte daran denken, die genauere Darstellung des Verlaufes der
Milchstrasse von der Photographie zu erhoffen. Kurze Expositionen versagten
hier aber nach BARNARD ?) vollstindig. Es zeichnen sich dann nämlich lediglich
die Sterne in der Milchstrasse auf, von dieser selbst aber kommt keine Spur.
Es ist hier wesentlich, um den Eindruck der Milchstrasse hervortreten zu lassen,
dass sehr grosse Regionen photographirt werden, welche dunkle Stellen des
Himmels und von der Milchstrasse bedeckte neben einander enthalten. Es
müssen also Portraitlinsen von möglichst grosser Oeffnung mit möglichst kurzer
Brennweite verwendet werden, sodass vielleicht ein Feld von 100 Quadratgraden
abgebildet wird, in Verbindung mit mehrstündiger Exposition. Wenn man eine
solche Platte dann auf eine kleinere Skala reducirt, so treten für das Auge deut-
lich die Contraste hervor. BARNARD reproducirt u. A. eine solche Aufnahme
der Milchstrasse, deren Mitte in 17% 56% und — 28° liegt, die über 3 Stunden
exponirt ist und spricht die bis jetzt unerfüllte Hoffnung aus, auf diese Weise
einen vollständigen photographischen Milchstrassenatlas herstellen zu kónnen.
Bekannter noch sind die wundervollen Daueraufnahmen Worr's, die weit lángere
Expositionen erfahren haben und ebenso wie einige Aufnahmen BARNARD's z. Th.
in Knowledge?) reproducirt sind. Immerhin kann man zu einer dem Auge ähn-
lich erscheinenden Darstellung der Milchstrasse auf diese Weise nicht kommen,
denn da es bekannt ist, dass die Milchstrassensterne wesentlich dem 1. Spektral-
typus angehóren, so wirken sie und noch mehr ausgedehnte Nebelmassen ultra-
violetten Lichtes, die ebenfalls Worr mehrfach entdeckt hat, weit stärker auf
die Platte als die dem Auge auffallenden Stellen. Es wäre auch noch zu er-
wügen, ob das Schnittphotometer, welches Worr jüngst zur Bestimmung der
hellsten Stellen des Zodiakallichtes verwandt hat*) nicht sehr geeignet wäre, in
ganz analoger Weise die Milchstrasse klassisch zu aichen. BARNARD folgert aus
seinen photographischen Versuchen und HOLDEN?) stimmt ihm anlässlich eines
Berichtes über die Leistungen des 36-Zöllers der Lick-Sternwarte darin bei,
dass der Eindruck der Milchstrasse nicht von den hellen Sternen hervorgerufen
wird, auch nicht von den helleren teleskopischen Sternen, die ja die Platte noch
einzeln abbildet, sondern von dicht gedrängt stehenden Sternen vielleicht der
15. Grósse. HoLDEN findet die Milchstrasse auch im 36-Zôller stellenweise un-
auflösbar. Und wenn SEARLE die Existenz seines oben beschriebenen Licht-
bandes dadurch erhärten will, dass er versucht, es durch die Anhäufung von B D-
Sternen, die er abzählt, zu erklären, so ist diese irrige Voraussetzung, als ob
1) Max Worr. Die Aussennebel der Plejaden ; München, Sitzungsber. 1900.
7) Monthly Notices, Vol. L, pag. 312.
3) Knowledge Jahrgang 1854, 1895 u. ff. Vergl. auch die prachtvollen 8 stündigen Expo-
sitionen WILSON’s in Popular Astronomy Vol. III, pag. 58.
4) Max Worr. Ueber die Bestimmung der Lage des Zodiakallichts und den Gegenschein.
Sitzungsber. der math. phys. Classe der k. bayer. Akademie d. Wiss. 1900, Band XXX, Heft IT.
5) Sidereal Messenger 1888, pag. 298.
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