Full text: Vom Wesen der Willensfreiheit

  
  
  
    
Abgrenzung der einander entgegenstehenden Meinungen 
einiges beitragen zu können. Freilich muß ich ausdrück- 
lich um Ihre Nachsicht bitten, wenn ıch schon früher 
Gesagtes mit den nämlichen Worten wiederhole. Das 
liegt nun einmal in der Natur der Sache. Denn es handelt 
sich hier schließlich immer wieder um die nämliche Frage, 
die sich wohl jedem nachdenklich veranlagten Menschen 
gelegentlich aufdrängt, — die Frage, wie das in uns 
lebende Bewußtsein der Willensfreiheit, welches aufs 
engste gepaart ist mit dem Gefühl der Verantwortlich- 
keit für unser Tun und Lassen, in Einklang gebracht 
werden kann mit unserer Überzeugung von der kausalen 
Notwendigkeit alles Geschehens, die uns doch jeder 
Verantwortung zu entheben scheint. 
Wie schwierig es ist, eine befriedigende Antwort auf 
diese Frage zu gewinnen, beweist der Umstand, dab 
einige namhafte Physiker gegenwärtig der Meinung 
sind, man müsse, um die Willensfreiheit zu retten, das 
Kausalgesetz zum Opfer bringen, und daher kein Be- 
denken tragen, die bekannte Unsicherheitsrelation der 
Quantenmechanik, als eine Durchbrechung des Kausal- 
gesetzes, zur Erklärung der Willensfreiheit heranzu- 
ziehen. Wie sich allerdings die Annahme eines blinden 
Zufalls mit dem Gefühl der sittlichen Verantwortung 
zusammenreimen soll, lassen sie dahingestellt. 
Demgegenüber habe ich schon vor mehreren Jahren 
zu zeigen versucht, wie man vom naturwissenschaft- 
lichen Standpunkt aus, ohne die Voraussetzung einer 
universellen strengen Kausalitát preiszugeben, sehr wohl 
zu einem Verständnis für die Tatsache der Willens- 
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