Full text: XVIIIth Congress (Part B5)

  
Bildverarbeitungssysteme im Einsatz, zum Teil eigene 
Entwicklungen, zum Teil konventionell verfügbare wie etwa 
das Programm Photoshop von Adobe Incorporated. 
Bei unseren Versuchsarbeiten in Kooperation mit dem 
Stádelschen Kunstinstitut in Frankfurt/Main sind wir hingegen 
konsequent von dem Gedanken ausgegangen, vorhandene 
eigene —Fernerkundungssoftware möglichst ohne jede 
Anpassung für die oben vorgestellte  Sonderanwendung 
einzusetzen. In. Abb. 3 ist ein Ausschnitt des Gemäldes 
‘Anbetung der Könige’ von Albrecht Altdorfer wiedergegeben, 
im sichtbaren Spektrum auf Film aufgenommen. Der gleiche 
Bildauschnitt wurde mit 7 x 7 Teilbildern (768 : 512 Pixel mit 
Überdeckungen von jeweils ca. 25%) aufgenommen. Um 
unterschiedliche  Helligkeiten bei der Belichtung zu 
berücksichtigen wurde jedes Teilbild doppelt aufgenommen, 
zum einen ausgesteuert auf die hellen, zum anderen 
ausgesteuert auf die dunklen Bildpartien. Für diese 
Doppelbilder wurde sodann in bekannter Fernerkundungs- 
manier eine Haupkomponententransformation durchgeführt und 
hierdurch ein aussagekräftigeres Teilbild für die weitere 
Verarbeitung erzeugt. Gerade diesen hier angerissenen 
Gedanken werden wir sicherlich noch weiter untersuchen im 
Hinblick auf ein spektrales Abscannen eines jeden Teilbildes 
mit verschiedenen Filterkombinationen. Alle Teilbilder wurden 
in einem zweiten Schritt geometrisch korrigiert um die für die 
benutzte Kamera mithilfe eines Gitters bestimmten 
Verzeichnungswerte. Anschließend wurden die 7 - 7 Teilbilder 
als photogrammetrischer Block aufgefaDt, in den Über- 
deckungsbereichen Verknüpfungspunkte gemessen und über 
eine ebene Anblockausgleichung geometrisch zusammengefügt. 
Verknüpfungspunkte konnten sowohl manuell als auch 
automatisch gemessen werden, wobei letzteres wegen der 
spezifisch vorliegenden Kontraste zum Teil noch auf große 
Schwierigkeiten stieß. Alle hier benutzten Programm- 
komponenten sind heute photogrammetrischer Standard und an 
keiner Stelle auf das Problem extra adaptiert. Es verblieb noch 
der Kontrastausgleich vor dem endgültigen Zusammensetzen 
der einzelnen Teilbilder: Dieser geschah zunächst global, 
wiederum mit klassischer Fernerkundungs-software, wobei ein 
Kontrastausgleich über die Anpassung von Summen- 
histogrammen aller Überdeckungsbereiche - ähnlich wie 
beispielsweise in (Göpfert 1991) geschildert - erfolgte. 
Eine zweite für das Problem spezifisch entwickelte Prozedur 
zusätzlicher lokaler Histogrammspreizung geschah mit einem 
zweistufigen Filter: Zunächst wurde mithilfe eines 
Mittelwertfilters das jeweils betrachtete Teilbild in eine 
Äquidensitendarstellung überführt, anschließend erfolgte 
mittels eines Histogrammfilters eine lokale Kontraststeigerung 
des Ausgangsbildes, dabei diente das Aquidensitenbild als 
Gewichtsmatrix. Als Ergebnis aller geschilderten Prozesse 
sehen wir in Abb. 4 das berechnete Bildmosaik, in den 
Abbildungen 5 und 6 wird zur Veranschaulichung noch einmal 
ein wesentliches Bilddetail - im sichtbaren und infraroten 
Spektralbereich aufgenommen - gegenübergestellt. 
4. SCHLUSSFOLGERUNGEN, AUSBLICK 
Beide oben für den Museumsbereich diskutierten Beispiele 
zeigen unserer Meinung nach sehr deutlich, daß auf Seiten der 
Photogrammetrie bzw. Fernerkundung im Grunde schon die 
meisten Verfahren, Geräte und Tools für die andernorts zu 
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lösenden Vermessungs- und  Bildverarbeitungsprobleme 
bereitstehen. Problematisch ist zunächst lediglich der 
Kommunikationsfluß ^ zwischen den unterschiedlichen 
Fachdisziplinen; auch sind die Vorkenntnisse und Erfahrungen 
andernorts bezüglich Photogrammetrie und Fernerkundung 
unterschiedlich einzuschätzen. Sinnvoll wäre es allerdings, und 
diese Forderung geht an die Photogrammeter - die Autoren 
bewußt eingeschlossen -, die bereitstehenden Verfahren und 
Tools in eine brauchbare Form zu bringen, wobei brauchbar 
letztendlich heißt, daß dem Anwender möglichst automatisch 
ablaufende Prozesse inform einer Black Box zur Verfügung 
stehen. So ließen sich beipielsweise unserer Meinung nach 
beide oben diskutierten Aufgaben und damit viele andere 
nahezu vollautomatisch bearbeiten und lósen. 
Es bleiben dann noch genügend weitere Aufgaben, die 
gemeinsam diskutiert und gelóst werden müssen, schauen wir 
diesbezüglich auf ein letztes exemplarisches Beispiel, wieder 
aus dem Museumsbereich: Von den Illustrationen einer 
bekannten  mittelalterlichen Handschrift existieren auf 
Orthomaterial (Photoplattten) um die Jahrhundertwende 
aufgenommene Schwarz-Weiß-Photos. Da die Bildoriginale in 
unterschiedlichen Museen lagerten, sind einige der Originale 
durch Feuer verloren gegangen und es besteht die Aufgabe, die 
Farben der verlorengegangenen Bilder zu rekonstruieren. Da 
zusätzlich alte textliche Beschreibungen der Illustrationen 
existieren und auch Kenntnisse über ebenso alte mittelalterliche 
Handschriften und ihre Regeln bestehen, läßt sich hier eventuell 
das in der Fernerkundung bekannte Verfahren der 
multispektralen Klassifizierung auf die Rekonstruktion der 
Farben anwenden. Denkbar ist beispielsweise die Benutzung 
fiktiver Bildkanäle, in welche das Wissen von Kunsthistorikern 
einfließen könnte, denkbar ist auch das Übertragen von 
Farbkombinationen aus anderen Handschriften. Eine solche 
Aufgabe wäre sicherlich für den Photogrammeter sehr reizvoll, 
allerdings müßten starke interaktiver Einflußmöglichkeiten des 
kompetenten Kunsthistorikers ermöglicht werden. 
Insgesamt darf im Einklang mit (Ackermann 1995) gefolgert 
werden, daß der Bereich der sogenannten Sonderanwendungen 
für die Photogrammetrie sicherlich stark wachsen wird. In 
diesem Sinne ist die Photogrammetrie wirklich reif für das 
Museum. 
5. LITERATUR 
Ackermann, F., 1995. Digitale Photogrammetrie - Ein 
Paradigma-Sprung. Zeitschrift für  Photogrammetrie und 
Fernerkundung, 63 (3), pp. 106-115 
van Asperen de Boer, J.R.J . 1969. Reflectography of paintings 
using an infra-red vidicon television system. Studies in 
Conservation, 14, pp. 96-118 
Billinge, R., J. Cupitt, N. Dessipris, D. Saunders. 1993. A Note 
on an improved Procedure for the rapid Assembly of Infrared 
Reflectogram Mosaics. Studies in Conservation, Vol.38/2, pp. 
92-98 
Gópfert, W. 1991. Raumbezogene Informationssysteme. 
2. Auflage. Wichmann Verlag, Karlsruhe, pp. 169-172. 
International Archives of Photogrammetry and Remote Sensing. Vol. XXXI, Part B5. Vienna 1996 
  
Abbildun 
  
Abbildung
	        
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