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Einführung in die allgemeine Mechanik.
$ 1. Die Mechanik ist die Lehre von den Bewegungsgesetzen
materieller Körper. Bewegung ist Änderung des Ortes mit der
Zeit. Zum Begriff der Bewegung gehört aber außer den Begriffen
von Ort und Zeit noch der Begriff dessen, was sich bewegt, und
dies braucht im allgemeinen noch kein materieller Körper zu sein.
Denn man spricht z. B. auch von der Bewegung eines Wellen-
bergs auf einer Wasserflüche, die natürlich wohl zu unterscheiden
ist von der Bewegung der Wasserteilchen selber, oder von der
Bewegung eines Schattens auf einer heilen Fläche, oder von der
Bewegung einer Kraftlinie in einem Magnetfeld. Hier ist das,
was sich bewegt, nicht Materie, sondern ein gewisser fest ins Auge
gefabter ,Zustand“. Zur deutlicheren Charakterisierung pflegt man
daher die Bewegung materieller Kórper auch als ,korpuskulare”
oder ,konvektive“ Bewegungen zu bezeichnen. Nur mit diesen
korpuskularen Bewegungen hat es die Mechanik zu tun, wobei
nicht ausgeschlossen ist, daB, wie in dem obigen Beispiel der
Wasserwelle, eine korpuskulare Bewegung zugleich als Wellen-
bewegung aufgefaßt werden kann. Die Ansicht, daß alle physika-
lischen Veränderungen, also auch alle Arten von Bewegungen, sich
auf Korpuskularbewegungen zurückführen lassen, bezeichnet man
als die mechanische Naturanschauung. Die Frage nach ihrer Be-
rechtigung lassen wir hier aber ganz offen.
$ 2. Der einfachste materielle Körper ist ein materieller
Punkt, d. h. ein Körper, dessen räumliche Abmessungen verschwin-
dend klein sind gegen alle Abmessungen, welche bei seiner Be-
wegung eine Rolle spielen. Ob ein bestimmter materieller Körper
als ein Punkt angenommen werden kann, hängt also ab von der
Art der betrachteten Bewegung. So kann man die Erde bei ihrer
Bewegung um die Sonne als einen materiellen Punkt behandeln,
nicht aber bei der Drehung um ihre Achse, wie denn überhaupt
ein Körper, der sich um eine in seinem Innern liegende Achse
Planck, Allgemeine Mechanik. 3. Aufl. 1