realen Welt reden, dieses Wort zunächst immer in einem
bedingten, naiven Sinn verstehen, welcher der Eigenart
des jeweiligen Weltbildes angepaßt ist, und wir wollen uns
dabei stets gegenwärtig halten, daß mit einer Veränderung
des Weltbildes zugleich auch eine Veränderung dessen, was
man das Reale nennt, verbunden sein kann.
Jedes Weltbild ist charakterisiert durch die realen Ele-
mente, aus denen es sich zusammensetzt. Aus der realen
Welt des praktischen Lebens hat sich die reale Welt der
exakten Wissenschaft, das wissenschaftliche Weltbild, ent-
wickelt. Aber auch dieses ist nicht endgültig, sondern es
verändert sich immerwährend durch fortgesetzte For-
schungsarbeit, von Stufe zu Stufe.
Eine solche Stufe bildet dasjenige wissenschaftliche
Weltbild, welches wir heute das klassische zu nennen pfle-
gen. Seine realen Elemente und daher charakteristischen
Merkmale waren die chemischen Atome. Gegenwärtig ist
die wissenschaftliche Forschung, befruchtet durch die Re-
lativitätstheorie und die Quantentheorie, im Begriff, eine
hôhere Stufe der Entwicklung zu erklimmen und sich ein
neues Weltbild zu schaffen. Die realen Flemente dieses
Weltbildes sind nicht mehr die chemischen Atome, son-
dern es sind die Wellen der Elektronen und Protonen,
deren gegenseitige Wirkungen durch die Lichtgeschwin-
digkeit und durch das elementare Wirkungsquantum be-
dingt werden. Vom heutigen Standpunkt aus müssen wir
also den Realismus des klassischen Weltbildes als einen
naiven bezeichnen. Aber niemand kann wissen, ob man
nicht einmal in Zukunft von unserem gegenwärtigen mo-
dernen Weltbild das nämliche sagen wird.
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