einmal auch für die Praxis eine Bedeutung gewinnen könn-
ten. Heute hat diese Frage durch neue auf dem Gebiet der
künstlichen Radioaktivität gemachten Befunde eine über-
raschende Wendung genommen. Durch die Untersuchun-
gen von Otto Hahn und seinen Mitarbeitern ist fest-
gestellt worden, daß bei der Aufspaltung, welche ein Uran-
atom erleidet, wenn es von einem Neutron beschossen
wird, zwei bis drei Neutronen freiwerden, von denen ein
jedes für sich allein weiterfliegt und nun seinerseits wieder
ein anderes Uranatom treffen und aufspalten kann. Auf
diese Weise multiplizieren sich die Wirkungen, und eskann
geschehen, daf) durch das fortgesetzt gesteigerte Aufpral-
len der Neutronen auf Uranatome die Anzahl der freiwer-
denden Neutronen und dementsprechend der Betrag der
durch sie entwickelten. Energie in kurzer Zeit lawinenartig
anschwillt, nach dem Muster der berüchtigten Ketten-
briefe, bei der Unzahl der vorhandenen Atome bis zu ganz
enormen, kaum vorstellbaren AusmafDen. Unerlafliche Be-
dingung für das Zustandekommen dieses Effektes ist
natürlich, daß die zu dem Versuch benutzte Menge Uran
genügend groß ist. Denn da ein in einem Uranoxydpulver
freifliegendes Neutron durchschnittlich erst nach Zuriick-
legung von einigen Zentimetern auf den Kern eines Uran-
atoms auftrifft, so muß dafür gesorgt werden, daß in einem
Abstand von mehreren Zentimetern noch Uran vorhanden
ist. Das läßt sich aber ohne grundsätzliche Schwierigkeit
verwirklichen. Eine weitere, nicht minder wesentliche Be-
dingung ist die, daß die freifliegenden Neutronen nicht
schon vor ihrem Aufprallen auf Urankerne irgendwo von
anderen Atomen abgefangen werden und dort stecken-
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— sécu
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