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Kausalgesetz und Willensfreiheit
werden, sich einer von ihnen voll anzuschließen, obwohl sie
sich nicht recht klar darüber sind, an welchem Punkte sich
ihr Gedankengang von demjenigen der Extremen trennt, da
sie weder den logischen Gründen der einen Seite noch den
ethischen Gründen der anderen Seite etwas ganz Durch-
schlagendes entgegenzusetzen wissen. So verfolgen sie mit
aller gebührenden Achtung, aber doch zugleich mit einiger
Besorgnis und stillem Unbehagen, das allmáhliche, aber sichere
und unaufhaltsame Vordringen der wissenschaftlichen For-
schung, die làngst nicht mehr an der Grenzlinie zwischen
Kórper- und Geisteswelt haltmacht, und suchen, ein jeder
nach bestem Wissen und Kónnen, aber ohne rechten Erfolg,
nach einem festen Schutzwall, hinter dem sich ihr Freiheits-
bewuftsein vor dem Eindringen der rein kausalen Betrach-
tungsweise sicher fühlen kann.
Bei dieser recht unbefriedigenden Sachlage dürfte es wohl
nicht ohne Interesse sein, einmal von einem Vertreter der
exakten Naturforschung zu hóren, was sich vom Standpunkt
seiner Wissenschaft aus, deren Methodik jedenfalls auf ein
hohes Maß von Zuverlässigkeit Anspruch machen darf, über
das vorliegende Problem etwa sagen läßt. Und wenn es
mir nicht gelingen sollte, Ihre Zustimmung zu allen meinen
Ausführungen zu erlangen, so würde ich es doch schon als
einen Erfolg betrachten, wenn durch sie Ihr Widerspruch
herausgefordert und Ihnen damit Ihre eigene Stellung zu
den hier behandelten Fragen noch deutlicher zum Bewußtsein
gebracht werden würde.
I.
Um einer sachlich befriedigenden Lósung unseres Problems
auf die Spur zu kommen, fragen wir vor allem ganz allgemein
nach der Bedeutung und der Gültigkeit des Kausalgesetzes.
Der Kausalbegriff ist uns aus dem gewóhnlichen Leben ver-
traut und erscheint daher zunächst als der einfachste von
der Welt. Alles, was sich ereignet, hat eine oder mehrere
Ursachen, welche zusammen das betreffende Ereignis als
Wirkung notwendig nach sich ziehen, und umgekehrt kann
jedes Ereignis als die Ursache eines oder mehrerer mit Not-
wendigkeit darauf folgender Ereignisse angesehen werden.