Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

VIII Geleitwort 
lich gehalten. Die ursprüngliche Fassung ist ja jederzeit aus 
den Originalen zu ersehen. 
So glaube ich, daf die einzelnen bei verschiedenen Gelegen- 
heiten entstandenen Aufsätze sich nach ihrem Inhalt zu einem 
einheitlichen Ganzen zusammenschlieDen. Der Grundgedanke 
und Ausgangspunkt aller Darlegungen ist außerordentlich 
einfach, er faßt die Aufgabe der Physik als die Erforschung 
der realen Außenwelt. Das Anfechtbare dieser Formulierung 
liegt darin, daß die reale Außenwelt etwas ist, was auf 
keinerlei Weise direkt aufgezeigt werden kann — ein Umstand, 
der von jeher grundsätzliche Bedenken erregt hat und der 
auch gegenwärtig eine Reihe namhafter Physiker und Philo- 
sophen zu der Schlußfolgerung veranlaßt, daß es gar keinen 
Sinn habe, von einer realen Außenwelt im Gegensatz zu der 
uns unmittelbar gegebenen Sinnenwelt zu reden. Ich halte 
diese Auffassung, so einleuchtend sie auf den ersten Blick 
scheint, und so unanfechtbar sie vom rein logischen Stand- 
punkt aus ist, dennoch für kurzsichtig und unfruchtbar. 
Denn die Forschung verfährt nun einmal gerade auf neu zu 
erschließenden Gebieten niemals so, daß die zu behandelnden 
Fragen zunächst genau definiert und dann erst in Angriff 
genommen werden. Im Gegenteil: ein jeder, der einmal an 
einem wirklich neuen Problem der Wissenschaft gearbeitet 
hat, weiß aus eigener Erfahrung, daß es in der Regel nicht 
minder schwierig ist, ein Problem zu formulieren, als es zu 
lösen, ja, daß die genaue endgültige Formulierung oft erst 
zugleich mit der Lösung gefunden wird. So verhält es sich 
auch mit der realen Außenwelt. Sie steht im Grunde nicht 
am Anfang, sondern am Ziel der physikalischen Forschung, 
und zwar an einem Ziel, das niemals vollkommen erreicht 
werden wird, das aber doch fortwährend im Auge behalten 
werden muß, wenn man vorwärts kommen will. Hier zeigt 
sich wieder, daß die Physik, wie überhaupt jede Wissenschaft, 
einen gewissen irrationalen Kern enthält, den man nicht weg- 
definieren kann, ohne der Forschung ihre eigentliche Trieb- 
kraft zu rauben, der aber auch andrerseits niemals restlos 
aufgeklärt werden wird. 
Der innere Grund für diese Irrationalität liegt, wie die Ent- 
wicklung der neueren Physik immer deutlicher zu zeigen be- 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
	        
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