Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

     
   
     
    
     
    
    
160 Physikalische Gesetzlichkeit 
Punkt erreicht hat, auch seine größte Geschwindigkeit besitzt 
und infolge seiner Trägkeit die Gleichgewichtslage nach der 
entgegengesetzten Seite hin überschreitet, während im Gegen- 
satz dazu die Wärmeströmung von einem wärmeren zu einem 
kälteren Körper um so mehr nachläßt, je geringer die Tem- 
peraturdifferenz wird, und von einem Überschreiten des Zu- 
standes der Temperaturgleichheit vermöge einer Art von 
Trägheit keine Rede ist. 
Wie man es auch wenden möge, der Gegensatz zwischen 
reversibeln und irreversibeln Prozessen bleibt bestehen, und 
es kann sich nur darum handeln, einen völlig neuen Gesichts- 
punkt ausfindig zu machen, von dem aus ein gewisser Zu- 
sammenhang der verschiedenartigen Gesetze miteinander er- 
kennbar wird, womöglich in der Weise, daß die Gesetze der 
einen Gruppe irgendwie auf die der anderen zurückgeführt 
werden. Welche von den beiden soll man aber als die ein- 
fachere, elementarere ansehen, die der reversiblen oder die 
der irreversibeln Prozesse? 
Darüber gibt schon eine äußerliche formale Betrachtung 
einigen Aufschluß. Eine jede physikalische Formel enthält 
außer veränderlichen Größen, welche in jedem Einzelfalle der 
besonderen Messung unterliegen, gewisse konstante Größen, 
n! welche ein für allemal bestimmt zu denken sind und welche 
" dem in der Formel ausgedrückten funktionellen Zusammen- 
hang zwischen den veránderlichen Grófen das charakteri- 
stische Gepráge geben. Wenn man diese Konstanten näher 
ins Auge faDt, so findet man leicht, daß dieselben bei den 
reversibeln Vorgàngen wirklich stets die nàmlichen sind, da 
sie unter den verschiedensten äußeren Bedingungen immer 
wiederkehren, wie zum Beispiel die Masse, die Gravitations- 
konstante, die elektrische Ladung, die Lichtgeschwindigkeit, 
während dagegen die Konstanten der irreversibeln Vorgänge, 
wie das Wärmeleitungsvermögen, der Reibungskoeffizient, die 
Diffusionskonstante, sich mehr oder weniger von den äußeren 
um Umstànden, zum Beispiel von der Temperatur, vom Druck 
mu usw. abhàngig zeigen. 
MI Dieses tatsächliche Verhalten führt naturgemäß dazu, die 
Konstanten der ersten Gruppe als die einfacheren und die an 
sie anknüpfenden Gesetze als die elementaren, nicht weiter 
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