Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
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Physikalische Gesetzlichkeit 
lich. Von ihnen lassen Sie mich einiges berichten, soweit es 
die mir noch zur Verfügung stehende Zeit gestattet. 
Die Relativitätslehre war eine Zeitlang, man kann 
sagen, in aller Munde. Die Auseinandersetzungen für und 
gegen sie wirkten sich in die weitesten Kreise aus, bis hinein 
in die Tagespresse, wo von Berufenen und noch mehr von 
Unberufenen um sie gestritten wurde. Heute ist darin eine 
gewisse Beruhigung eingetreten, worüber wohl niemand eine 
aufrichtigere Befriedigung empfinden dürfte als der Urheber 
der Theorie selber. Das öffentliche Interesse scheint einiger- 
maßen gesättigt und hat sich zur Zeit anderen Modethemen 
zugewendet. Mancher dürfte nun vielleicht geneigt sein, dar- 
aus den Schluß zu ziehen, daß die Relativitätstheorie ihre 
Rolle in der Wissenschaft jetzt ziemlich ausgespielt habe. 
Soweit ich beurteilen kann, ist gerade das Gegenteil der Fall. 
Die Relativitätstheorie ist heute zu einem so festen Bestand- 
teil des physikalischen Weltbildes geworden, daß man von 
ihr, wie von allem Selbstverständlichen, kein besonderes 
Aufhebens mehr macht. Und in der Tat: so neuartig und 
revolutionierend die Idee der speziellen und der allgemeinen 
Relativität im ersten Augenblick ihres Auftretens auf die 
ganze physikalische Welt gewirkt hat: ihre Behauptungen 
und ihre Angriffe richteten sich im Grunde gar nicht gegen 
die großen anerkannten und bewährten Gesetze der Physik, 
sondern nur gegen gewisse, allerdings tief eingewurzelte, aber 
doch lediglich gewohnheitsmäßige Anschauungen, von der 
Art derer, die, wie ich schon oben zu schildern versuchte, 
für das erste Verständnis physikalischer Zusammenhänge 
sehr nützlich sind, die aber abgestoßen werden müssen, wenn 
es sich als notwendig herausstellt, die Zusammenhänge zu 
verallgemeinern und zu vertiefen. 
Als ein besonders lehrreiches Beispiel will ich hier nur her- 
ausgreifen den Begriff der Gleichzeitigkeit. Nichts scheint 
dem unbefangenen Beobachter selbstverständlicher, als daß 
es einen bestimmten Sinn hat zu sagen, zwei Ereignisse, die 
an zwei voneinander entfernten Orten stattfinden, etwa das 
eine auf der Erde, das andere auf dem Mars, seien gleichzeitig. 
Denn es ist einem jeden unbenommen, in Gedanken beliebig 
große Entfernungen vollkommen zeitlos zu überfliegen und
	        
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