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Das Weltbild der neuen Physik
Annahme einer realen, von den menschlichen Sinnen unab-
hängigen Welt gelôst wurde, und es ist wohl nicht daran zu
zweifeln, daß das auch in Zukunft der Fall sein wird. —
Zu diesen beiden Welten, der Sinnenwelt und der realen
Welt, kommt nun noch eine dritte Welt hinzu, die wohl von
ihnen zu unterscheiden ist: die Welt der physikalischen Wis-
senschaft oder das physikalische Weltbild. Diese Welt ist,
im Gegensatz zu jeder der beiden vorigen, eine bewußte,
einem bestimmten Zweck dienende Schöpfung des mensch-
lichen Geistes und als solche wandelbar und einer gewissen
Entwickelung unterworfen. Die Aufgabe des physikalischen
Weltbildes kann man in doppelter Weise formulieren, je nach-
dem man das Weltbild mit der realen Welt oder mit der
Sinnenwelt in Zusammenhang bringt. Im ersten Fall besteht
die Aufgabe darin, die reale Welt möglichst vollständig zu
erkennen, im zweiten darin, die Sinnenwelt möglichst einfach
zu beschreiben. Es wäre müßig, zwischen diesen beiden Fas-
sungen eine Entscheidung treffen zu wollen. Vielmehr ist
jede von ihnen für sich allein genommen einseitig und un-
befriedigend. Denn auf der einen Seite ist eine direkte Er-
kenntnis der realen Welt ja überhaupt nicht möglich, und
andererseits läßt sich die Frage, welche Beschreibung mehrerer
zusammenhängender Sinneswahrnehmungen die einfachste
ist, gar nicht grundsätzlich beantworten. Es ist im Laufe der
Entwicklung der Physik mehr als einmal vorgekommen, daß
von zwei verschiedenen Beschreibungen diejenige, die eine
Zeitlang als die kompliziertere galt, später als die einfachere
befunden wurde.
Die Hauptsache bleibt, daß die genannten beiden Formu-
lierungen der Aufgabe sich in ihrer praktischen Auswirkung
nicht widersprechen, sondern im Gegenteil in glücklicher Weise
ergänzen. Die erste verhilft der vorwärts tastenden Phantasie
des Forschers zu den für seine Arbeit völlig unentbehrlichen
befruchtenden Ideen, die zweite hält ihn auf dem sicheren
Boden der Tatsachen fest. Diesem Umstand entspricht es
denn auch, daß die einzelnen Physiker, je nachdem sie mehr
einer metaphysischen oder einer positivistischen Gedanken-
richtung zuneigen, ihre Arbeit am physikalischen Weltbild mehr
nach der einen oder nach der anderen Seite hin einstellen.
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