vam.
" | es oun
oo AY SN
/ \
^22 da
nue a,
a
iX N is
196 Das Weltbild der neuen Physik
Merkwürdigste daran ist, da) diese Schranke sich nicht auf
die einzelnen Größen: Lage oder Geschwindigkeit, bezieht,
sondern auf ihre Kombination. Jede Größe für sich kann,
prinzipiell genommen, beliebig genau gemessen werden, aber
stets nur auf Kosten der Genauigkeit der anderen.
So seltsam diese Behauptung klingt, so deutlich wird sie
durch verschiedene Tatsachen bestätigt. Dafür nur ein Bei-
spiel. Die direkteste und feinste Messung der Lage eines Mas-
senpunktes geschieht auf optischem Wege, entweder durch
direktes Anvisieren mit bloßem oder bewaffnetem Auge oder
durch eine photographische Aufnahme. Dazu muß man den
Punkt beleuchten. Dann wird die Abbildung um so schärfer,
also die Messung um so genauer ausfallen, je kürzere Licht-
wellen verwendet werden. Insofern kann man die Genauigkeit
beliebig weit steigern. Aber sie hat ihre Kehrseite: die Ge-
schwindigkeitsmessung. Bei größeren Massen darf man die
Einwirkung des Lichtes auf das beleuchtete Objekt vernach-
lässigen. Anders ist es aber, wenn man als Objekt eine sehr
kleine Masse, zum Beispiel ein einzelnes Elektron, wählt.
Denn jeder Lichtstrahl, der das Elektron trifft und von dem-
selben zurückgeworfen wird, erteilt ihm einen merklichen Stoß,
und zwar um so kräftiger, je kürzer die Lichtwelle ist. Daher
wächst mit der Kürze der Lichtwelle zwar die Schärfe der
Ortsbestimmung, aber auch in entsprechendem Verhältnis die
Unschärfe der Geschwindigkeitsbestimmung. Und ebenso ist
es in ähnlichen Fällen.
Im Lichte dieser Anschauung bildet die klassische Mechanik,
die von unveränderlichen, scharf meßbaren, mit bestimmter
Geschwindigkeit bewegten Korpuskeln ausgeht, nur einen
idealen Grenzfall. Derselbe ist verwirklicht, wenn das be-
trachtete Gebilde eine verhältnismäßig große Energie besitzt.
Dann werden nämlich die diskreten Eigenwerte der Energie
nahe beieinander liegen, ein verhältnismäßig schmales Energie-
bereich wird schon zahlreiche hohe Wellenfrequenzen bzw.
kurze Wellenlängen enthalten, und durch deren Superposition
wird sich im Konfigurationsraum ein kleines Wellenpaket mit
einem bestimmten Impuls verhältnismäßig scharf abgrenzen
lassen. Dann geht die Wellenmechanik über in die Korpus-
kularmechanik, die Schrödingersche Differentialgleichung