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Neue Bahnen der physikalischen Erkenntnis
Pforten unserer Universität sind geöffnet, binnen kurzem
werden sich die Hörsäle füllen, und wiederum wird manches
Saatkorn neu ausgestreut werden, manches schon aufgegan-
gene der Frucht weiter entgegenreifen, genährt und gefördert
durch die Ihnen von Ihren Lehrern übermittelten Schätze
jahrhundertelanger, unermeßlich vielseitiger geistiger Arbeit.
Aber glauben Sie nicht, daß alles Ihnen auf dem Katheder
Dargebotene der Weisheit letzten Schluß bedeutet. Solange
es einen Fortschritt in der Wissenschaft gibt, solange ist die-
selbe zeitlichem Irrtum unterworfen. Wer es einmal so weit
gebracht hat, daß er nicht mehr irrt, der hat auch zu arbeiten
aufgehört.
Darum: wenn Ihnen bei Ihren Studien Bedenken und
Zweifel begegnen, betrachten Sie dieselben nicht von vorn-
herein als etwas Unerfreuliches oder gar Unerlaubtes, das
abgeschüttelt oder unterdrückt werden muß, sondern gehen
Sie ihnen sorgfältig auf den Grund, wenden Sie sich ver-
trauensvoll an Ihre Lehrer, die Ihnen als Führer vorangehen,
glauben Sie an deren reifere Erfahrung und halten Sie fest
an der Hoffnung, auch für dunkle und schwierige Fragen
durch gewissenhaft fortgesetztes Bemühen ein allmählich
wachsendes Verständnis und gerade dadurch erst die gründ-
lichste wissenschaftliche Förderung zu gewinnen.
Sollte aber Ihr ehrliches, durch mehrfache Proben be-
währtes Streben Ihnen mit Entschiedenheit besondere, von
den bisherigen abweichende Wege weisen, dann — folgen
Sie Ihrer eigenen Überzeugung mehr als jeder anderen. Denn
diese ist und bleibt Ihr höchstes, köstlichstes Gut, so gewiß
als die Heranbildung zur wissenschaftlichen Selbständigkeit
das schönste Ziel des akademischen Unterrichts bildet, und
so gewiß eine in redlicher Arbeit erworbene eigene wissen-
schaftliche Überzeugung einen festen Ankergrund abgibt, um
auch der sittlichen Weltanschauung allen den möglichen
Wechselfällen des Lebens gegenüber den nötigen Halt zu
gewähren. :
Die edelste unter den sittlichen Blüten der Wissenschaft
und zugleich die ihr eigentümlichste ist ohne Zweifel die Wahr-
haftigkeit: jene Wahrhaftigkeit, die durch das Bewußtsein
der persönlichen Verantwortung hindurch zur inneren Freiheit