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Dynamische und statistische Gesetzmäßigkeit
kein Physiker wird sich bei seinen Messungen jemals auf einen
einzigen Versuch beschränken, schon wegen der Elimination
der unvermeidlichen Versuchsfehler.
Mit der Energie hat aber der zweite Wärmesatz direkt gar
nichts zu tun. Ein gutes Beispiel für einen Vorgang, der
überhaupt nicht von Energieumwandlungen begleitet zu sein
braucht, bietet die Diffusion, die lediglich deshalb erfolgt,
weil eine gleichmäßige Mischung zweier verschiedener Sub-
stanzen wahrscheinlicher ist als eine ungleichmäßige. Man
kann zwar auch die Diffusion der Energetik unterordnen,
indem man für diesen besonderen Zweck den besonderen
Begriff der freien Energie einführt, der eine bequeme For-
mulierung zuläßt und für viele Fälle auch die Anschauung
erleichtert, aber dies Verfahren ist doch insofern ein indirektes,
als die freie Energie sich ihrerseits im Grunde nur durch ihre
Beziehungen zur Wahrscheinlichkeit verstehen läßt.
Verweilen wir nach diesen flüchtigen Ausblicken zum
Schluß noch bei den Gesetzmäßigkeiten in den Vorgängen des
geistigen Lebens, so finden wir hier zum Teil ganz ähnliche
Verhältnisse, nur daß die strenge Kausalität hinter der Wahr-
scheinlichkeit, der Mikrokosmos hinter dem Makrokosmos,
vollkommen zurücktritt. Aber dennoch ist auch hier auf
allen Gebieten, bis hinauf zu den höchsten Problemen des
menschlichen Willens und der Moral, die Annahme eines
absoluten Determinismus für jede wissenschaftliche Unter-
suchung die unentbehrliche Grundlage. Freilich ist dabei
eine Vorsicht geboten, die zwar auch in der Naturwissenschaft
gilt, aber dort wegen ihrer Selbstverständlichkeit gewöhnlich
nicht besonders hervorgehoben wird: die nämlich, daß der zu
untersuchende Vorgang durch die Untersuchung selber in
seinem Verlauf nicht gestört wird. Wenn ein Physiker die
Temperatur eines Körpers messen will, so darf er dazu kein
Thermometer verwenden, durch dessen Anbringung die Tem-
peratur des Körpers verändert wird. Aus diesem Grunde
erstreckt sich die Möglichkeit einer vollständig objektiven
wissenschaftlichen Untersuchung geistiger Vorgänge prin-
zipiell genommen nur auf die Beurteilung fremder Persönlich-
keiten, soweit sie von der eigenen Person unabhängig sind,
Planck, Wege zur physikalischen Erkenntnis. 5