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Religion und Naturwissenschaft
schen Wissenschaft bis in die neueste Zeit hinein sind und welche
Grenzen eventuell dem religiósen Glauben durch sie vorgeschrieben
werden.
Ich brauche kaum vorauszuschicken, dafj, historisch im grofhen und
ganzen gesehen, die Ergebnisse der physikalischen Forschung und
die sich daraus ergebenden Anschauungen nicht etwa einem ziellosen
Wechsel unterworfen sind, sondern sich in stetigem bald langsameren,
bald schnellerem Tempo bis zum heutigen Tage immer mehr vervoll-
kommnet und verfeinert haben, so daf wir die bisher von ihr ge-
wonnenen Erkenntnisse mit großer Sicherheit als bleibend annehmen
können.
Welches ist nun der wesentliche Inhalt dieser Erkenntnisse? Zu-
nächst ist zu sagen, daß alle physikalischen Erkenntnisse auf Mes-
sungen beruhen, und daß alle Messungen sich in Raum und Zeit
abspielen, wobei die Größenordnungen in unvorstellbar weitem Maße
variieren. Von den Entfernungen der kosmischen Regionen, aus
denen noch eine Kunde zu uns dringt, bekommt man einen ange-
näherten Begriff, wenn man bedenkt, daß das Licht, welches die
Strecke vom Monde bis zur Erde in etwa einer Sekunde zurücklegt,
viele Millionen von Jahren braucht, um von ihnen zu uns hin zu ge-
langen. Auf der anderen Seite ist die Physik genötigt, mit Raum-
und Zeitgrößen zu rechnen, deren winzige Kleinheit etwa durch das
Verhältnis der Größe eines Stecknadelkopfes zu der der ganzen Erd-
kugel veranschaulicht werden kann.
Die allerverschiedenartigsten Messungen haben nun übereinstim-
mend zu dem Schluß geführt, daß sämtliche physikalische Gescheh-
nisse ohne Ausnahme zurückgeführt werden können auf mechanische
oder elektrische Vorgänge, hervorgerufen durch die Bewegungen
gewisser Elementarteilchen, wie Elektronen, Positronen, Protonen,
Neutronen, wobei sowohl die Masse als auch die Ladung eines jeden
dieser Elementarteilchen durch eine ganz bestimmte winzig kleine
Zahl ausgedrückt wird, die sich um so genauer angeben läßt, je mehr
die Messungsmethoden verfeinert werden. Diese kleinen Zahlen, die
sogenannten universellen Konstanten, sind gewissermaßen die un-
veränderlich gegebenen Bausteine, aus denen sich das Lehrgebäude
der theoretischen Physik zusammensetzt.
Welches ist denn nun, so müssen wir weiter fragen, die eigentliche
Bedeutung dieser Konstanten? Sind sie in letzter Linie Erfindungen
des menschlichen Forschergeistes oder besitzen sie einen realen, von
der menschlichen Intelligenz unabhängigen Sinn?
Das erstere behaupten die Anhänger des Positivismus, wenigstens
in seiner extremen Färbung. Nach ihnen hat die Physik keine andere
Grundlage als die Messungen, auf denen sie sich ja aufbaut, und ein
physikalischer Satz hat nur insofern Sinn, als er durch Messungen