Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 2)

   
rt 
vie 
en 
en 
ng 
als 
ort 
oin 
ch- 
itt 
'se 
1er 
ng 
fe- 
als 
len 
hn, 
ler 
Ine 
im- 
be- 
les 
zu 
jen 
en, 
bil- 
ich 
lie- 
ach 
ysi- 
laß 
be- 
be- 
ist, 
sen 
‘ert 
ion, 
Ge- 
vel- 
    
Religion und Naturwissenschaft 101 
chem später auch das elementare Wirkungsquantum seinen Namen 
bekommen hat, seinen Urheber Leibniz, ebenso wie bald darauf 
dessen Nachfolger Maupertuis, in helle Begeisterung versetzt hat, 
da diese Forscher darin das greifbare Zeichen für das Walten einer 
höheren, die Natur allmächtig beherrschenden Vernunft gefunden zu 
haben glaubten. 
In der Tat, durch das Wirkungsprinzip wird in den Begriff der 
Ursächlichkeit ein ganz neuer Gedanke eingeführt: zu der Causa 
efficiens, der Ursache, welche aus der Gegenwart in die Zukunft 
wirkt und die späteren Zustände als bedingt durch die früheren er- 
scheinen läßt, gesellt sich die Causa finalis, welche umgekehrt die 
Zukunft, nämlich ein bestimmt angestrebtes Ziel, zur Voraussetzung 
macht und daraus den Verlauf der Vorgänge ableitet, welche zu die- 
sem Ziele hinführen. 
Solange man sich auf das Gebiet der Physik beschränkt, sind 
diese beiden Arten der Betrachtungsweise nur verschiedene mathe- 
matische Formen für ein und denselben Sachverhalt, und es wäre 
müßig zu fragen, welche von beiden der Wahrheit näherkommt. Ob 
man die eine oder die andere benutzen will, hängt allein von prak- 
tischen Erwägungen ab. Ein Hauptvorzug des Prinzips der kleinsten 
Wirkung ist, daß es zu seiner Formulierung keines bestimmten Be- 
zugssystems bedarf. Daher eignet sich das Prinzip auch vorzüglich 
für die Ausführung von Koordinatentransformationen. 
Doch für uns handelt es sich jetzt um allgemeinere Fragen. Wir 
wollen hier nur feststellen, daß die theoretisch-physikalische For- 
schung in ihrer historischen Entwicklung auffallenderweise zu einer 
Formulierung der physikalischen Ursächlichkeit geführt hat, welche 
einen ausgesprochen teleologischen Charakter besitzt, daß aber da- 
durch nicht etwa etwas inhaltlich Neues oder gar Gegensätzliches in 
die Art der Naturgesetzlichkeit hineingetragen wird. Es handelt sich 
vielmehr lediglich um eine der Form nach verschiedene, sachlich 
jedoch vollkommen gleichberechtigte Betrachtungsweise. Entspre- 
chendes wie in der Physik dürfte auch in der Biologie zutreffen, wo 
der Unterschied der beiden Betrachtungsweisen allerdings wesentlich 
schärfere Formen angenommen hat. 
In jedem Falle dürfen wir zusammenfassend sagen, daß nach 
allem, was die exakte Naturwissenschaft lehrt, im gesamten Bereich 
der Natur, in der wir Menschen auf unserem winzigen Planeten nur 
eine verschwindend kleine Rolle spielen, eine bestimmte Gesetzlich- 
keit herrscht, welche unabhängig ist von der Existenz einer denken- 
den Menschheit, welche aber doch, soweit sie überhaupt von unseren 
Sinnen erfaßt werden kann, eine Formulierung zuläßt, die einem 
zweckmäßigen Handeln entspricht. Sie stellt also eine vernünftige 
Weltordnung dar, der Natur und Menschheit unterworfen sind, 
   
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.