r=
iat,
un-
Zu-
des
ige
zu
veil
ber
ihn
Sinn und Grenzen der exakten Wissenschaft 129
ebenso wunderbar und unerklürlich wie für das Kind. Wer diesen
Sachverhalt nicht einsieht, der verkennt seine tiefe Bedeutung, und
wer es so weit gebracht hat, dafs er sich über nichts mehr wundert,
der zeigt damit nur, daß er es verlernt hat, gründlich nachzudenken.
Bei Lichte betrachtet müssen wir mit Fug und Recht als erstes
Wunder die Tatsache verzeichnen, daß wir überhaupt.in der Natur
Gesetzmäßigkeiten vorfinden, die für die Menschen aller Länder,
Völker und Rassen genau die gleichen sind. Das ist eine Tatsache,
die durchaus nicht selbstverständlich ist. Und die folgenden einzel-
nen Wunder sind, daß diese Gesetze zum großen Teil einen Inhalt
haben, wie wir ihn uns vorher niemals hätten träumen lassen können.
So steigert sich mit der Entdeckung jedes neuen Gesetzes das
Wunderbare im Aufbau des Weltbildes. Das gilt bis auf die wissen-
schaftliche Forschung des heutigen Tages, die unausgesetzt Neues
bringt. Man denke nur an die Geheimnisse der kosmischen Ultra-
strahlung, oder an die rätselhaften Atomspaltungen, oder auch an die
sonderbaren Enthüllungen des Elektronen-Mikroskops. Für den wissen-
schaftlichen Forscher ist es immer ein beglückendes Ereignis und ein
frischer Antrieb zur Arbeit, wenn er auf ein neues Wunder stößt,
ganz nach der Art des Kindes, und er bemüht sich um dessen Auf-
klärung durch vielfache Wiederholung der nämlichen Experimente
mittels seiner feinen Messungsinstrumente nicht anders als das Kind
mit seiner primitiven Klapperbüchse.
Doch wir wollen nicht vorgreifen, sondern wollen zunächst einmal
zusehen, wie sich das so erarbeitete kindliche Weltbild von der ur-
sprünglich gegebenen Sinnenwelt unterscheidet. Da müssen wir vor
allem feststellen, daß die anfänglich allein vorhandenen Sinnes-
empfindungen merklich in den Hintergrund getreten sind. Die pri-
märe Rolle im Weltbild spielen nicht die Sinnesempfindungen, son-
dern die Gegenstände, welche ihrerseits erst die Empfindungen her-
vorrufen. Das Spielzeug ist das Primäre, die Tast-, Seh-, Gehörs-
empfindungen sind sekundäre Folgeerscheinungen. Man würde aber
der Sachlage nicht vollständig gerecht werden,' wenn man einfach
sagen wollte, daß das Weltbild nichts anderes vorstelle als die Zu-
sammenfassung verschiedenartiger Sinneseindrücke unter den ein-
heitlichen Begriff des Gegenstandes. Denn es kann auch umgekehrt
vorkommen, daß eine einzelne einheitliche Sinnesempfindung meh-
reren verschiedenen Gegenständen entspricht. Ein Beispiel dafür ist
das oben angeführte der leuchtenden Scheibe, deren sinnlicher Ein-
druck ein vollkommen bestimmter ist und welcher dennoch manchmal
der Lampenglocke, manchmal dem Monde entstammt. Hier haben
wir also eine einzige Sinnesempfindung, aber zwei verschiedene ihr
entsprechende Gegenstände. Der Gegensatz liegt also tiefer, er läßt
sich nur dadurch erschöpfend charakterisieren, daß man den Begriff
Planck, Wege zur physikalischen Erkenntnis II. 9