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des Weltbildes führt. In der Tat bleibt die klassische Mechanik voll-
kommen zutreffend für alle Vorgänge, bei denen die Lichtgeschwin-
digkeit als unendlich groß und das Wirkungsquantum als unendlich
klein betrachtet werden darf. Eben dadurch wird es möglich, die
Mechanik ganz allgemein der Optik bzw. der Elektrodynamik anzu-
gliedern, und außerdem die 92 verschiedenen Atomarten des klassi-
schen Weltbildes auf 2 Arten, nämlich Elektronen und Protonen,
zurückzuführen. Jeder materielle Körper besteht danach aus Elek-
tronen und Protonen. Die Verbindung eines Protons mit einem Elek-
tron ist ein Neutron oder ein Wasserstoffatom, je nachdem das
Elektron an dem Proton festsitzt oder sich darum herum bewegt. Das
frühere Weltbild bleibt also erhalten, nur erscheint es jetzt als ein
spezieller Ausschnitt aus einem noch größeren, noch umfassenderen
und zugleich noch einheitlicheren Bilde. Ähnlich ist es in allen Fällen,
soweit unsere Erfahrungen reichen. Während auf der einen Seite die
Fülle der beobachteten Naturerscheinungen auf allen Gebieten sich
immer reicher und bunter entfaltet, nimmt andererseits das aus ihnen
abgeleitete wissenschaftliche Weltbild eine immer deutlichere und
festere Form an. Der ständige Wechsel des Weltbildes bedeutet da-
her nicht ein regelloses Hin- und Herschwanken im Zickzack, son-
dern er bedeutet ein Fortschreiten, ein Verbessern, ein Vervoll-
kommnen. Mit der Feststellung dieser Tatsache ist, wie ich meine,
die grundsätzlich wichtigste Errungenschaft bezeichnet, welche die
naturwissenschaftliche Forschung überhaupt aufzuweisen hat.
Welches ist nun die Richtung dieses Fortschrittes und welchem
Ziel strebt er zu? Die Richtung ist offenbar eine beständige Ver-
feinerung des Weltbildes durch Zurückführung der in ihm enthalte-
nen realen Elemente auf ein höheres Reales von weniger naiver Be-
schaffenheit. Das Ziel aber ist die Schaffung eines Weltbildes, dessen
Realitäten keinerlei Verbesserung mehr bedürftig sind und die daher
das endgültig Reale darstellen. Eine nachweisliche Erreichung dieses
Zieles wird und kann niemals gelingen. Um aber zunächst einen
Namen dafür zu haben, bezeichnen wir das endgültig Reale als die
reale Welt im absoluten, metaphysischen Sinn. Damit soll aus-
gedrückt sein, daß diese Welt, also die objektive Natur, hinter allem
Erforschlichen steht. Ihr gegenüber bleibt das aus der Erfahrung
gewonnene wissenschaftliche Weltbild, die phänomenologische Welt,
immer nur eine Annäherung, ein mehr oder weniger gut geratenes
Modell. Wie hinter jedem Sinneseindruck ein Gegenstand, so steht
hinter jedem erfahrungsmäßig Realen ein metaphysisch Reales.
Manche Philosophen stoßen sich an dem Wörtchen „hinter“. Sie
sagen: „Da in der exakten Wissenschaft alle Begriffe und alle Mes-
sungen auf Sinneseindrücke zurückgehen, so bezieht sich auch der
Inhalt aller wissenschaftlichen Ergebnisse in letzter Linie nur auf
Sinn und Grenzen der exakten Wissenschaft