Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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des Weltbildes führt. In der Tat bleibt die klassische Mechanik voll- 
kommen zutreffend für alle Vorgänge, bei denen die Lichtgeschwin- 
digkeit als unendlich groß und das Wirkungsquantum als unendlich 
klein betrachtet werden darf. Eben dadurch wird es möglich, die 
Mechanik ganz allgemein der Optik bzw. der Elektrodynamik anzu- 
gliedern, und außerdem die 92 verschiedenen Atomarten des klassi- 
schen Weltbildes auf 2 Arten, nämlich Elektronen und Protonen, 
zurückzuführen. Jeder materielle Körper besteht danach aus Elek- 
tronen und Protonen. Die Verbindung eines Protons mit einem Elek- 
tron ist ein Neutron oder ein Wasserstoffatom, je nachdem das 
Elektron an dem Proton festsitzt oder sich darum herum bewegt. Das 
frühere Weltbild bleibt also erhalten, nur erscheint es jetzt als ein 
spezieller Ausschnitt aus einem noch größeren, noch umfassenderen 
und zugleich noch einheitlicheren Bilde. Ähnlich ist es in allen Fällen, 
soweit unsere Erfahrungen reichen. Während auf der einen Seite die 
Fülle der beobachteten Naturerscheinungen auf allen Gebieten sich 
immer reicher und bunter entfaltet, nimmt andererseits das aus ihnen 
abgeleitete wissenschaftliche Weltbild eine immer deutlichere und 
festere Form an. Der ständige Wechsel des Weltbildes bedeutet da- 
her nicht ein regelloses Hin- und Herschwanken im Zickzack, son- 
dern er bedeutet ein Fortschreiten, ein Verbessern, ein Vervoll- 
kommnen. Mit der Feststellung dieser Tatsache ist, wie ich meine, 
die grundsätzlich wichtigste Errungenschaft bezeichnet, welche die 
naturwissenschaftliche Forschung überhaupt aufzuweisen hat. 
Welches ist nun die Richtung dieses Fortschrittes und welchem 
Ziel strebt er zu? Die Richtung ist offenbar eine beständige Ver- 
feinerung des Weltbildes durch Zurückführung der in ihm enthalte- 
nen realen Elemente auf ein höheres Reales von weniger naiver Be- 
schaffenheit. Das Ziel aber ist die Schaffung eines Weltbildes, dessen 
Realitäten keinerlei Verbesserung mehr bedürftig sind und die daher 
das endgültig Reale darstellen. Eine nachweisliche Erreichung dieses 
Zieles wird und kann niemals gelingen. Um aber zunächst einen 
Namen dafür zu haben, bezeichnen wir das endgültig Reale als die 
reale Welt im absoluten, metaphysischen Sinn. Damit soll aus- 
gedrückt sein, daß diese Welt, also die objektive Natur, hinter allem 
Erforschlichen steht. Ihr gegenüber bleibt das aus der Erfahrung 
gewonnene wissenschaftliche Weltbild, die phänomenologische Welt, 
immer nur eine Annäherung, ein mehr oder weniger gut geratenes 
Modell. Wie hinter jedem Sinneseindruck ein Gegenstand, so steht 
hinter jedem erfahrungsmäßig Realen ein metaphysisch Reales. 
Manche Philosophen stoßen sich an dem Wörtchen „hinter“. Sie 
sagen: „Da in der exakten Wissenschaft alle Begriffe und alle Mes- 
sungen auf Sinneseindrücke zurückgehen, so bezieht sich auch der 
Inhalt aller wissenschaftlichen Ergebnisse in letzter Linie nur auf 
Sinn und Grenzen der exakten Wissenschaft 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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