Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 2)

  
  
18 Die Stellung der neueren Physik zur mechanischen Naturanschauung 
fliegender Elektronen auch feineren Beobachtungen zugänglich ge- 
macht ist. In verschiedenen Laboratorien sind jetzt, unabhängig von- 
einander, erfahrene Köpfe und geschickte Hände am Werk, und man 
darf auf den Ausgang dieses Kampfes um so mehr gespannt sein, als 
es anfänglich den Anschein hatte, daß die Messungen den Forde- 
rungen des Relativitätsprinzips widersprechen, während gegenwärtig 
sich das Zünglein der Waage wieder mehr zugunsten des Prinzips zu 
neigen scheint. 
Wie die Augen zahlreicher Physiker und Physikfreunde auf diese 
fundamentalen Versuche gerichtet sind, so hat auch unsere Gesell- 
schaft ihr Interesse an ihnen dadurch bekundet, daß sie einen Teil 
der Erträgnisse der Trenkle-Stiftung zugunsten einer derartigen 
Experimentaluntersuchung verwendet hat. Hoffen wir, daß auch aus 
ihr ein wertvoller Beitrag zur Lösung dieses Problems hervorgehen 
wird. — 
Wie nun auch die Entscheidung fallen möge: ob sich das Prinzip 
der Relativität bewährt oder ob es aufgegeben werden muß, ob wir 
wirklich an der Schwelle einer ganz neuen Naturanschauung stehen 
oder ob auch dieser Vorstoß nicht aus dem Dunkel herauszuführen 
vermag — Klarheit muß unter allen Umständen geschaffen werden, 
dafür ist kein Preis zu hoch. Denn auch eine Enttäuschung, wenn sie 
nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts, und 
die mit der Resignation verbundenen Opfer würden reichlich auf- 
gewogen werden durch den Gewinn an Schätzen neuer Erkenntnis. 
Ich glaube, diese Worte so recht im Sinne unserer Gesellschaft aus- 
sprechen zu dürfen, der man es zum besonderen Ruhme anrechnen 
muß, daß sie sich niemals an eine von vornherein festgelegte wissen- 
schaftliche Marschroute gebunden, sondern etwaige dahingehende 
Versuche stets mit Entschiedenheit zurückgewiesen hat. Wir dürfen 
nicht zweifeln, daß dies auch in Zukunft so bleiben wird, und daß 
unsere Losung, wie in der Physik, so auch in jeder Naturwissenschaft 
unablässig vorwärts führen wird, unbekümmert um die Art der 
Resultate, einzig dem Lichte der Wahrheit entgegen.
	        
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