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Das Prinzip der kleinsten Wirkung 29
abzuleiten, während das Umgekehrte in jedem Falle leicht und ein-
fach ist.
Konnte Helmholtz, wenigstens im Prinzip, noch an der Voraus-
setzung festhalten, daß alle physikalischen Vorgänge sich in letzter
Linie auf Bewegungen einfacher Massenpunkte zurückführen lassen,
so ist die Durchführbarkeit dieser Annahme, wenigstens was die
elektrodynamischen Vorgänge betrifft, seitdem zum mindesten recht
zweifelhaft geworden. Nicht zweifelhaft aber ist nach allen bisheri-
gen Ergebnissen, daß das Prinzip der kleinsten Wirkung seine An-
wendbarkeit und Fruchtbarkeit gerade auch auf diesem Gebiet der
außermechanischen Physik, namentlich der Elektrodynamik des reinen
Vakuums, voll bewährt. Ohne irgendwelcher mechanischen Hypothese
zu benötigen, haben J. Larmor (1900), H. Schwarzschild (1903)
u. a. die Grundgleichungen der Elektrodynamik und Elektronentheorie
aus dem Hamiltonschen Prinzip abgeleitet.
Somit hat sich beim Prinzip der kleinsten Wirkung ganz dieselbe
Entwicklung vollzogen, wie etwas früher beim Prinzip der Erhaltung
der Energie. Auch dieses galt anfangs allgemein als ein mechanisches
Prinzip, ja seine Allgemeingültigkeit wurde eine Zeitlang direkt als
Beweis zugunsten der mechanischen Naturanschauung ins Feld ge-
führt. Heute ist die mechanische Naturanschauung stark ins Wanken
geraten, wührend an der Universalitát des Prinzips der Energie nie-
mand ernsthaft zu zweifeln Veranlassung hat. Wollte man heute das
Wirkungsprinzip noch als ein speziell mechanisches Prinzip ansehen,
so würde man sich einer ühnlichen Einseitigkeit schuldig machen.
Den glánzendsten Erfolg aber hat das Prinzip der kleinsten Wir-
kung errungen, als es sich zeigte, daß es sogar in der modernen Ein-
steinschen Theorie der Relativität, welche so zahlreiche physikalische
Theoreme ihrer Universalität beraubt hat, nicht nur Gültigkeit be-
hält, sondern unter allen physikalischen Gesetzen die höchste Stelle
einzunehmen geeignet ist. Dies hat im wesentlichen darin seinen
Grund, daß die Hamiltonsche (nicht die Maupertuissche) Wir-
kungsgröße invariant ist in bezug auf jede Lorentz transformation,
d. h. daß sie unabhängig ist von dem speziellen Bezugssystem des
messenden Beobachters. In dieser fundamentalen Eigenschaft steckt
auch eine tiefere Erklärung für den oben (S. 22f.) ausführlich be-
sprochenen, auf den ersten Anblick nachteilig auffallenden Umstand,
dal die Wirkungsgrôfe sich auf einen Zeitraum und nicht auf
einen Zeitpunkt bezieht. In der Theorie der Relativitát spielt nám-
lich die Zeit eine durchaus analoge Rolle wie der Raum. Die Auf-
gabe, aus dem für einen bestimmten Zeitpunkt gegebenen Zustand
eines Kórpersystems die Vorgünge der Zukunft und der Vergangen-
heit zu berechnen, ist nach dem Relativitátsprinzip von genau der-
selben Art, wie die andere Aufgabe, aus den Vorgängen, die sich zu