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Das Wesen des Lichts 39
In dieser Hinsicht ist unter allen Gebieten der Physik ohne Zweifel
die Optik dasjenige, in welchem die Forschungsarbeit am tiefsten
vorgedrungen ist, und so móchte ich jetzt von dem Wesen des
Lichts zu Ihnen reden, anknüpfend an vieles, was ohne Zweifel
einem jeden von Ihnen seit langem geläufig ist, aber auch Ausschau
haltend auf neuere Probleme, welche auf diesem Gebiete gegenwärtig
der Erledigung harren.
Die erste Aufgabe der physikalischen Optik, die Vorbedingung
für die Möglichkeit einer rein physikalischen Theorie des Lichtes, ist
die Zerlegung des ganzen Komplexes von Vorgängen, die mit einer
Lichtwahrnehmung verbunden sind, in einen objektiven und einen sub-
jektiven Teil. Der erstere bezieht sich auf diejenigen Vorgänge, welche
außerhalb und unabhängig von dem empfindenden Organ, dem sehenden
Auge, verlaufen — diese, die sog. Lichtstrahlen, sind es, welche die
Domäne der physikalischen Forschung bilden —, der zweite Teil umfaßt
die inneren Vorgänge, vom Auge bis zum Gehirn, deren Untersuchung
auch in die Physiologie und sogar in die Psychologie hineinführt. Daß.
eine scharfe Trennung des objektiven Lichtstrahls von der sinnlichen
Lichtempfindung überhaupt vollständig durchgeführt werden kann,
ist keineswegs von vornherein selbstverständlich, und daß sie im
Grunde genommen eine sehr schwierige Gedankenoperation bedingt,
beweist nichts besser als der Umstand, daß noch vor hundert Jahren
ein gerade auch naturwissenschaftlich so reich veranlagter, aber der
analysierenden Betrachtungsweise weniger geneigter Geist, wie es
Johann Wolfgang von Goethe war, der das Einzelne nie ohne
das Ganze sehen wollte, es zeitlebens grundsätzlich abgelehnt hat,
jene Scheidung anzuerkennen. Und in der Tat: Welche Behauptung
könnte für den Unbefangenen einleuchtendere Gewißheit besitzen als
die, daß Licht ohne ein empfindendes Auge undenkbar, ein Nonsens
ist? Aber was in diesem letzten Satze unter Licht zu verstehen ist,
um ihm einen unanfechtbaren Inhalt zu geben, ist etwas ganz anderes
als der Lichtstrahl des Physikers. Wenn auch der Name der Ein-
fachheit halber beibehalten worden ist, so hat doch die physikalische
Lehre vom Licht oder die Optik, in ihrer vollen Allgemeinheit ge-
nommen, mit dem menschlichen Auge und mit der Lichtempfindung
so wenig zu tun, wie etwa die Lehre von den Pendelschwingungen
mit der Tonempfindung, und eben dieser Verzicht auf die Sinnes-
empfindung, diese Beschränkung auf die objektiven, realen Vorgänge,
welche an sich ohne Zweifel ein bedeutendes, der reinen Erkenntnis
zuliebe gebrachtes Opfer vom Standpunkt des unmittelbaren mensch-
lichen Interesses bedeutet, hat einer über alles Erwarten großartigen
Erweiterung der Theorie den Weg geebnet und gerade auch für die
praktischen Bedürfnisse der Menschheit reiche Früchte ungeahnter
Art gezeitigt.