Full text: Vorträge und Erinnerungen

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Die Entstehung und bisherige Entwicklung 
der Quantentheorie. 
(Nobel-Vortrag, gehalten vor der Königlich Schwedischen Akademie der 
Wissenschaften zu Stockholm am 2. Juni 1920.) 
Wenn ich den Sinn der mir am heutigen Tage obliegenden Ver- 
pflichtung, einen auf meine Schriften bezugnehmenden öffentlichen 
Vortrag zu halten, richtig verstehe, so glaube ich dieser Aufgabe, 
deren Bedeutung mir durch die Dankesschuld gegen den hochherzigen 
Gründer unserer Stiftung tief eingeprägt wird, nicht besser entspre- 
chen zu können, als indem ich den Versuch mache, Ihnen die Ge- 
schichte der Entstehung der Quantentheorie in großen Zügen zu 
schildern und daran anknüpfend in knappem Rahmen ein Bild von 
der bisherigen Entwicklung dieser Theorie und ihrer gegenwärtigen 
Bedeutung für die Physik zu entwerfen. 
Blicke ich zurück auf die nun schon zwanzig Jahre zurückliegende 
Zeit, da sich der Begriff und die Größe des physikalischen Wir- 
kungsquantums zum erstenmal aus dem Kreise der vorliegenden Er- 
fahrungstatsachen herauszuschälen begann, und auf den langen, viel- 
fach verschlungenen Weg, der schließlich zu seiner Enthüllung führte, 
so will mir heute diese ganze Entwicklung bisweilen vorkommen als 
eine neue Illustration zu dem altbewährten Goetheschen Wort, 
daß der Mensch irrt, solange er strebt. Und es möchte die ganze an- 
gestrengte Geistesarbeit eines emsig Forschenden im Grunde ge- 
nommen vergeblich und hoffnungslos erscheinen, wenn er nicht 
manchmal durch auffallende Tatsachen den unumstößlichen Beweis 
dafür in die Hand bekäme, daß er am Ende aller seiner Kreuz- und 
Querfahrten schließlich doch der Wahrheit wenigstens um einen 
Schritt wirklich endgültig nähergekommen ist. Unumgängliche Vor- 
aussetzung, wenn auch noch lange nicht die Gewähr für einen Erfolg 
ist freilich die Verfolgung eines bestimmten Zieles, dessen Leucht- 
kraft auch durch anfängliche Mißerfolge nicht getrübt wird. 
Für mich war ein solches Ziel seit langem die Lösung der Frage 
nach der Energieverteilung im Normalspektrum der strahlenden 
Wärme. Seitdem Gustav Kirchhoff gezeigt hatte, daß die 
Beschaffenheit der Wärmestrahlung, die sich in einem von beliebigen 
emittierenden und absorbierenden, gleichmäßig temporierten Körpern 
begrenzten Hohlraum ausbildet, völlig unabhängig ist von der Natur 
der Körper (1)!), war die Existenz einer universellen Funktion er- 
  
1) Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich aui die Anmerkungen am 
Schluf? des Aufsatzes. 
  
  
  
 
	        
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