Ursprung und Auswirkung wissenschaftlicher Ideen.
(Vortrag, gehalten am 17. Februar 1933 im Verein Deutscher Ingenieure, Berlin.)
Wenn ich, der freundlichen Einladung Ihres verehrlichen Vor-
standes Folge leistend, den Versuch mache, Ihr Interesse auf kurze
Zeit für einige Betrachtungen über den Ursprung und die Auswir-
kung wissenschaftlicher Ideen in Anspruch zu nehmen, so schulde ich
Ihnen vor allem eine nähere Erläuterung bezüglich der Fassung des
von mir gewählten Themas. Diese klingt wohl reichlich allgemein und
etwas anspruchsvoll; namentlich hätte es vielleicht näher für mich
gelegen, nur von naturwissenschaftlichen Ideen zu reden. Allein das.
würde den Gedanken, die ich vor Ihnen entwickeln möchte, doch von
vornherein eine Einschränkung geben, die ich für unnötig und un-
natürlich halte. Denn die Wissenschaft bildet nun einmal sachlich
genommen eine innerlich geschlossene Einheit. Ihre Trennung nach
verschiedenen Fächern ist ja nicht in der Natur der Sache begründet,
sondern entspringt nur der Begrenztheit des menschlichen Fassungs-
vermögens, welche zwangsläufig zu einer Arbeitsteilung führt. In der
Tat zieht sich ein kontinuierliches Band von der Physik und Chemie
über die Biologie und Anthropologie bis zu den sozialen und Geistes-
wissenschaften, ein Band, das sich an keiner Stelle ohne Willkür
durchschneiden láft. Auch die Methoden, nach denen die Forschung
auf den einzelnen Gebieten arbeitet, erweisen sich bei näherer Be-
trachtung als innerlich nahe verwandt, und nur wegen der Anpassung
an den jeweils zu behandelnden Gegenstand wirken sie sich verschie-
den aus. Das ist gerade in der neueren Zeit immer deutlicher hervor-
getreten und hat der gesamten Wissenschaft inneren und äußeren
Vorteil gebracht. Darum glaube ich, die allgemeinen Betrachtungen
von vornherein auf die gesamte Wissenschaft beziehen zu dürfen,
was natürlich nicht ausschließt, daß ich beim Übergang zu speziellen
Anwendungen die mir näherliegenden Gebiete bevorzuge.
Wenn wir zuerst fragen: Wie kommt eine wissenschafît-
liche Idee zustande und was ist an ihr charakteri-
stisch?, so kann nicht etwa davon die Rede sein, dafà ich es unter-
nehme, die feinen psychischen Vorgánge, die sich dabei in der Ge-
dankenwelt des Forschers, zum grofhen Teil in seinem Unterbewuf't-
sein, abspielen, im einzelnen zu analysieren. Das sind gottliche Ge-
heimnisse, die sich gar nicht oder nur bis zu einem gewissen Grade
lüften lassen und an deren Kern zu rühren ebenso tóricht wie ver-
messen wäre. Es kann sich vielmehr nur darum handeln, daß wir
zunächst einmal von dem ausgehen, was offensichtlich vorliegt, daß