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Zur Geschichte der Auffindung des physikalischen Wirkungsquantums 27
Berechnung des elektrischen Elementarquantums aus Wärmestrahlungs-
messungen wurde sogar stellenweise nicht recht ernst genommen, Aber
ich ließ mich durch solche Zweifel in dem Vertrauen auf meine Kon-
stante k nicht irre machen. Völlige Sicherheit gewann ich allerdings
erst, als mir bekannt wurde, daB E. Rutherford und H. Geiger
durch Abzihlen von g-Teilchen auf den Wert 4,65°10 " gekommen
waren. Seitdem haben verfeinerte Messungsmethoden bekanntlich zu
einer kleinen Erhöhung dieser Zahl geführt.
Viel aussichtsloser erschien die Aufgabe, den Zahlenwert der zweiten
Konstanten, h, die zuerst völlig in der Luft hing, zu prüfen. Daher
war es mir eine große Überraschung und Freude, als J. Franck und
G. Hertz bei ihren Versuchen über die Erregung einer Spektrallinie .
durch ElektronenstôBe eine Methode zu ihrer Messung fanden, wie
man sie sich direkter nicht wünschen kann. Damit war auch der letzte
Zweifel an der Realitàt des Wirkungsquantums verschwunden.
Nun aber erhob sich das theoretisch allerschwierigste Problem,
diesen sonderbaren Konstanten einen physikalischen Sinn beizulegen.
. Denn ihre Einführung bedeutete einen Bruch mit der klassischen
Theorie, der viel radikaler war, als ich anfangs vermutet hatte. Zwar
war das Wesen der Entropie als ein MaB der Wahrscheinlichkeit im
Sinne Boltzmanns auch für die Strahlung endgültig festgestellt. Das
zeigte sich besonders deutlich in einem Satz, von dessen Gültigkeit
der mir am nächsten stehende meiner Schüler, Max v. Laue, mich
in mehrfachen Gesprächen überzeugte, daß die Entropie zweier kohä-
renter Strahlenbündel kleiner ist als die Summe der Entropien der
einzelnen Bündel, ganz entsprechend dem Satz, daß die Wahrschein-
lichkeit des gleichzeitigen Eintreffens zweier von einander. abhängiger
Ereignisse verschieden ist von dem Produkt der Wahrscheinlichkeiten
der einzelnen Ereignisse. Aber die Natur der Energieelemente hv
blieb ungeklärt. Durch mehrere Jahre hindurch machte ich immer
wieder Versuche, das Wirkungsquantum irgendwie in das System der
klassischen Physik einzubauen. Aber es ist mir das nicht gelungen.
Vielmehr blieb die Ausgestaltung der Quantenphysik bekanntlich
jüngeren Kräften vorbehalten, von denen ich hier, chronologisch
geordnet, nur die Namen von A. Einstein, N. Bohr, M. Born,
P.Jordan, W. Heisenberg, L.de Broglie, E. Schrödinger,
P. A. M. Dirac nenne, während sich um den mathematischen Aufbau
der Theorie unter den deutschen Physikern in erster Linie A. Som-
merfeld, um die Förderung des physikalischen Verstándnisses Cl.
Schaefer verdient gemacht hat.