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Dynamische und statistische GesetzmäBigkeit.
(Rede, gehalten bei der Feier zum Gedächtnis des Stifters der Friedrich-
Wilhelms-Universität Berlin, am 3. August 1914.)
Nach altehrwürdigem Brauch begeht heute die Friedrich-Wilhelms-
Universität, in freudigem Bekenntnis untilgbarer Dankesschuld, die
Geburtsfeier ihres erhabenen Stifters, dessen Namen sie mit Stolz
den ihren nennt, und entnimmt zugleich der besonderen Lage
dieses Gedenktages die Anregung zu sinnender Rückschau auf das
zur Neige gehende Semester. In einer Zeit der bittersten Not ge-
gründet, durch ein Jahrhundert rastloser Arbeit zu hoher Blüte ent-
faltet, darf sie gegenwärtig mit Recht sich der genommenen Entwick-
lung freuen und fühlt sich gerade heute wieder besonders eng ver-
bunden mit der Persönlichkeit ihres ersten Königlichen Herrn, der
unter den Fürsten seiner Zeit emporragte durch die Makellosigkeit
des Charakters, durch die Gewissenhaftigkeit und Treue, die er in
allen Lagen seines schicksalsreichen Lebens zur Richtschnur des Han-
delns zu nehmen bemüht war.
Gewissenhaftigkeit und Treue, das sind auch die Wahrzeichen,
unter denen unsere Universität groß geworden ist, während dagegen
andere gleichzeitig gegründete, äußerlich noch glänzendere Schöp-
fungen menschlichen Genies, die eines solchen Merkmals entbehren
mußten, vorzeitig in Staub zerronnen sind; sie sollen für immer die
Leitsterne bleiben, welche Lehrern und Lernenden unserer Anstalt
bei ihrer Arbeit wie bei all ihrem Tun voranleuchten. Niemals, zu
keiner Zeit seit der Gründung unserer Universität, waren sie ihnen
nötiger als in diesen Tagen, wo uns alle, die wir hier versammelt
sind, ein einziges Gefühl im tiefsten Innern bewegt.
Wir wissen nicht, was der nächste Morgen bringen wird; wir
ahnen nur, daß unserem Volke in kurzer Frist etwas Großes, etwas
Ungeheures bevorsteht, daf es um Gut und Blut, um die Ehre und
vielleicht um die Existenz des Vaterlandes gehen wird. Aber wir
sehen und fühlen auch, wie sich bei dem furchtbaren Ernst der Lage
alles, was die Nation an physischen und sittlichen Kräften ihr eigen
nennt, mit Blitzesschnelle in eins zusammenballt und zu einer gen
Himmel lodernden Flamme heiligen Zornes sich entzündet, während
so manches, was sonst für wichtig und erstrebenswert gilt, als wert-
loses Flitterwerk unbeachtet zu Boden fällt.
Doch nur, wenn ein jeder, ob alt oder jung, ob hoch oder niedrig,
gewissenhaft und treu auf dem ihm vom Schicksal gewiesenen Posten
Planck, Vorträge und Erinnerungen, 5. Aufl, 6