Full text: Lechers Lehrbuch der Physik für Mediziner, Biologen und Psychologen

  
156 IV. Wärme 
  
  
240. Kühlt man eine verdünnte Lósung, z. B. von Kochsalz, in Wasser ab, so friert 
reines Wasser aus, und der Lósungsrest wird etwas konzentrierter. Kühlt man noch weiter 
ab, so erstarrt weiteres Wasser, und der Rest wird noch konzentrierter. Der Erstarrungs- 
punkt der Lósung sinkt aber immer mehr und mehr. Schließlich wird bei — 22° C der Rest 
eine für diese Temperatur genau gesáttigte Kochsalzlósung. Von dieser scheidet sich nun 
aber bei weiterer Wármeentziehung gleichzeitig Eis und festes Salz in dem Gewichtsver- 
hàltnisse, in dem sie in der Flüssigkeit gelóst sind (33 NaCl zu 100 H,O) als mechanisches 
Gemenge, ,,Kryohydrat", ab. Die Temperatur des Gefrierpunktes, eutektischer Punkt, 
ist konstant, unabhángig von der Anfangskonzentration. 
Ganz analog verhalten sich andere Lósungen. 
241. Weil das Lósen eines festen Kórpers in einer Flüssigkeit eine 
Art von Schmelzen darstellt, wird dabei Schmelzwárme, hier Lósungs- 
würme genannt, verbraucht. Rührt man 338 Kochsalz und roog ge- 
stoBenes Eis von o?C durcheinander, so lösen sich diese gegenseitig, und 
die für das Verflüssigen des Eises und das Verflüssigen des Salzes not- 
wendige Schmelzwärme kühlt die resultierende flüssige Lösung auf — 22°C 
ab. Noch tiefere Temperaturen, bis — 50°, erreicht man durch Mischen 
von Schnee und Chlorcalcium, weil letzteres eine große Lösungswärme 
hat. Es gibt sehr viele solcher Kéltemischungen. 
Kryoskopie. Eine Lósung wird. durch Wegnahme des Lósungs- 
mittels — sei es durch Ausfrieren oder durch Verdampfen — konzen- 
trierter. Dadurch steigt der osmotische Druck, und dies hat Einfluß auf 
Gefrierpunkt, Dampfspannung und Siedepunkt (8 251). Jede Lösung hat 
einen tieferen Schmelzpunkt als das Lösungsmittel. Die Gesetze, welche 
hier bei verdünnten Lösungen gelten, faßte Raoult (1882) zusammen, 
indes van’t Hoff (1887) die Theorie lieferte. 
i. Für eine bestimmte Lösung ist die Gefrierpunkterniedrigung 
(rv) proportional der Konzentration. Berechnet man aus einem 
Versuche die Erniedrigung fiir eine einprozentige Gewichtskonzentra- 
tion, so heiBt diese die reduzierte Gefrierpunkterniedrigung 2. 
Beispiel Eine 3,396ige Wasserstoffsuperoxydlósung ergibt einen Schmelzpunkt 
; ; ; us 2,03 
— 2,03? C. Eine einprozentige Lósung würde erniedrigen um 23 
, 
==0,615° C, welche die ge- 
suchte reduzierte Gefrierpunkterniedrigung ist. 
2. Für ein und dasselbe Lösungsmittel ist dieses # dem 
Molekulargewicht M der gelösten Substanz umgekehrt propor- 
tional, 9- M —G, wo G, wenn man 2 und M kennt, für jedes Lósungs- 
mittel sich als konstant ergibt. 
Sind solche Werte von G ein für allemal bekannt, so ergibt die Be- 
obachtung einer Gefrierpunkterniedrigung auch ein noch unbekanntes 
Molekulargewicht einer gelósten Substanz. 
G ist z. B. für Wasser 19, Essigsáure 39, Benzol 50 usw. 
Beispiel. 9 für Wasserstoffsuperoxyd war 0,615, also M — 3 es —30,9; der wirkliche 
— 34. Die gewóhnlichen quantitativén chemischen Analysen liefern hier 
Wert wàre 2-]- 2* 16 
is von 1 Wasserstoff und 16 Sauerstoff. Diesem entsprächen 
ja nur ein Gewichtsverhältn 
    
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
     
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