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160 IV. Wärme
sich an die Gefäßwand an und steigen vielleicht auch langsam in die
Höhe. Das gilt aber nur, wenn der Dampfdruck bei der betreffenden Tem-
peratur kleiner ist als der äußere Luftdruck. Aus Fig. 188 ersehen wir,
daB Wasser bei roo? C den Dampfsättigungsdruck 76 cm erreicht. Dann
kommen die kleinen, mit Dampfdruck von etwas über 76 cm gespannten
Luftblàschen im Innern der Flüssigkeit zum Platzen, es findet auch ein
Verdampfen im Innern statt, welches wir Sieden nennen. Der normale
Siedepunkt einer Flüssigkeit ist also genau diejenige Temperatur,
bei welcher der Dampfsáttigungsdruck gleich dem äußeren
Luftdrucke ist. Aus Fig. 188 ergibt sich, daß dieser Siedepunkt für
Alkohol 78,3° C, für Ather 34,5° C sein muß.
248. Sind im Innern der Flüssigkeit und besonders an den GefáDwánden
keine Luftblischen vorhanden, so tritt Siedeverzug ein; die Flüssigkeit er-
wärmt sich einige Grade über den Siedepunkt, und der den äußeren
Gegendruck der Luft übersteigende Dampfdruck zerreibt dann plótz-
lich im Innern die Flüssigkeit; es findet ein explosionsartiges Sieden
statt, wobei die Temperatur plótzlich auf die Siedetemperatur sinkt (Ur-
sache des ZerreiBens von Dampfkesseln, plótzlicher Zertrümmerung von
Siedekolben usw.). Erzeugung von Gasblàschen durch Eintauchen eines
rauhen Kórpers, eines Holzstábchens oder Strohhalmes, schwache elek-
trolytische Zersetzung usf. macht den Siedeverzug unmóglich; hingegen
besteht immer Gefahr eines Siedeverzuges, wenn dieselbe Flüssigkeit in
demselben Gefäße mehrere Male hintereinander zum Sieden gebracht
wurde, weil dann schon alle Luft ausgetrieben ist.
9249. Einfluß des Luftdruckes. Da der Siedepunkt vom äußeren Druck
abhängt, nennt man den Siedepunkt für 76 cm Quecksilberdruck
den normalen.
"Nàre Fig. 188 größer und genauer gezeichnet, so fände man für den Siedepunkt von
Wasser
zo o 20 40 60 80 100 120
onm Hg 046 1,7 5,5 T4,9 355 76 150
Druck in Atmosph. 0,5 I 2 5 IO 20 IOO
Siedepunkt 7? C 80,9 100 1.19,6 151,1. 179,0 211,4 313,0.
Auf Bergen siedet Wasser bei niedrigerer Temperatur (z. B. auf dem
Mont Blanc — 4810 m Hóhe, Luftdruck 42 cm Hg — bei 84? C). Man
kann aus der Veränderung des Siedepunktes den Luftdruck bestimmen.
Ebenso muB bei Bestimmung des Siedepunktes der jeweilige Barometer-
stand berücksichtigt werden.
Unter einer rasch wirkenden Luftpumpe gelingt es, Wasser bei Tem-
peraturen bis zu o? herab zum Sieden zu bringen.
In einem geschlossenen Dampfíkessel von z. B. 120? € erzeugt Wasser
einen Dampídruck von 2 Atm. Um Wasser auf Temperaturen über 100? C
Kj
du
ei
sel
sti