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IV. Wärme
Bei der Temperatur von 375°C z. B. würde auch der allergrößte Druck
Wasserdampf nicht zu Wasser kondensieren, und andererseits müssen
wir, wenn wir z. B. Stickstoff durch Druck verflüssigen wollen, das Gas
zuerst unter die kritische Temperatur — 147°C abkühlen.
Eine kleine Röhre enthalte zur Hälfte z. B. Äther und darüber nur Ätherdampf, gar
keine Luft. Bei Erwärmung dehnt sich die Flüssigkeit zuerst aus, der Meniskus
wird flach und verschwindet bei etwa 194? C, der kritischen Temperatur des Athers, voll-
standig; es ist alles homogen. Beim Abkühlen bildet sich plötzlich in der ganzen Röhre
ein Flüssigkeitsnebel, der rasch nach unten fließend wieder eine Flüssigkeit mit Meniskus
bildet. Das Verschwinden des Meniskus kommt daher, daß dann die Oberflächen-
spannung gleich Null wird ($ 94).
Wählt man als MaBeinheiten statt Dyn/cm?, cm?, Celsiusgraden die Werte des
kritischen Druckes, des kritischen Volumens und der kritischen Temperatur, so ver-
wandelt sich die van der Waalssche Gleichung ($ 258), indem wir für Druck x, für
Volumen «o, für Temperatur v schreiben, in die Form: (= d 3) (3€ —1) — 8r. Diese
Gleichung enthàlt keine Materialkonstanten und gilt daher für alle Gase.
Fig. 197, in diesen MaBeinheiten, kennzeichnet übersichtlich das Verhalten bei ver-
schiedenen Temperaturen. Die Punkte oberhalb der durch den kritischen Punkt (K)
gelegten Isotherme kónnen nur gasfórmigem Zustand zugeordnet werden; innerhalb des
* gind Gas und Flüssigkeit gleichzeitig vorhanden. Zwischen der
phasenraumes und der kritischen Isotherme liegt der Dampf-
raum; alle seine Punkte entsprechen ver-
flüssigbaren Gasen. Auf der Seite kleiner
Volumina kennzeichnen die Punkte zwi-
schen Zweiphasenkurve und kritischer
Isotherme flüssigen (bzw. festen) Zu-
stand.
,Zweiphasenraumes
Begrenzungskurve des Zwei
Au |
Gasraun
[|
|| yc.
+
|
w
Fig. 197.
261. Um tiefe Temperaturen zu erhalten, benutzt man die Verdamp-
fungswárme verflüssigter Gase, z. B. von Kohlendioxyd, die für industrielle
Zwecke zur Flüssigkeit komprimiert, in rôhrenfôrmigen Stahlbehäl-
tern zum Verkauf gebracht wird. Der Druck in diesen Kohlensäure-
bomben bei 20°C ist 60 Atm. Solche Flaschen werden für verschiedene
Zwecke gebraucht, z. B. beim Bierausschanke, um Bier aus einem tief-
gelegenen FaB an hôhere Orte zu pressen, ohne daB das Bier mit atmo-
sphärischer Luft in Berührung kommt. Dabei soll gasfórmiges Kohlen-
dioxyd ausstrómen, das óffnende Ventil ist oben an der Bombe.
Dreht man die Bombe aber so, daB das Ventil unten steht, so
strömt flüssiges CO, aus; dieses, das anfangs natürlich die Zimmer-
temperatur hat, verdampft so rasch ($ 249), daß es sich zunächst bis
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